Unsere Vergangenheit in die Öffentlichkeit getragen

Viele Banater Schwaben leben schon mehr als ein halbes Jahrhundert in der Bundesrepublik Deutschland. Sie sind vor allem in den 1970er bis in die 1990er Jahre (nach dem Sturz von Nicolae Ceauşescu bzw. nach dem Verfall des kommunistischen Systems in Rumänien) aus dem Banat legal ausgereist oder unter fürchterlichen Umständen aus Rumänien illegal geflüchtet (s. Flucht-Migration auf unserer Website). Manche fanden auch den Tod. Auch Sanktandreser Landsleute haben den Weg zur Freiheit nicht überlebt.

Sehr viele Banater Landsleute zahlten in der damaligen Zeit an Vermittlungsleute der „Securitate“ (rumänischer Geheimdienst) tausende von D-Mark, um die Freiheit in den Westen zu erlangen. Anderweitig verkaufte Ceauşescu die Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen buchstäblich an Deutschland. Die wenigsten Menschen kannten damals die Machenschaften des Diktators im Detail. Wohl gemerkt: Ein Menschenhandel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts! Er verlangte unter strenger Geheimhaltung eine beträchtliche Summe an Kopfgeld.

Im Kalten Krieg kaufte die Bundesrepublik Deutschland in Amtszeiten von vier Bundeskanzlern hunderttausende Rumäniendeutsche frei. Der streng geheime Handel brachte Menschen die Freiheit, aber auch hunderte Millionen D-Mark für Cauşescus Unrechtregime. Das Vorgehen gleicht einem Agententhriller.

Grafik: Spät-)Aussiedler aus Rumänien/bpb.de

Die meisten Bürger der Bundesrepublik wissen bis heute nicht, wie der Schicksalsweg unseres Volksstammes vonstattenging bzw. wie ein Kulturgut in den Ruin getrieben wurde. Das kommunistische Regime machte vor Skrupellosigkeit keinen Halt.

Heute leben noch etwa 30.000 von etwa 750.000 Deutsche in Rumänien.
Im Jahr 1981 lebten in Sanktandres noch 1.349 Deutsche, heute dürften es gerade noch ein Dutzend sein.  

Nach vielen Jahren besuchen viele Landsleute wieder die Gegend, wo sie einst viele Jahre lebten, ihr Brauchtum pflegten, sich nach Freiheit sehnten, mit sämtlichen Schikanen konfrontiert wurden und dadurch litten. Viele Kinder dieser ausgereisten Generation interessieren sich für diese besondere Zeit ihrer Eltern und Großeltern. Sie werden plötzlich Gäste dieser Banater Region und sind erstaunt von den einstigen Geschehnissen nach der Banater Nachkriegszeit und rufen bei den jungen Leuten deshalb Bewunderung hervor.

Ehemalige deutsche Siedlungsgebiete in Rumänien

Von Andrei Nacu, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3175114

Es ist erfreulich, dass nun am 20. Oktober 2022 der Bayerische Hörfunk auf seinem 2. Programm eine Sendung in Form eines aus Reportagen, Kommentaren und Dialogen zusammengesetzten Berichtes ins Rampenlicht stellte. Der Bericht trägt den Titel „Wie Deutschland meine Mutter im Kalten Krieg freikaufte“.
Die Betroffenen könnten genauso gut auch Auswanderer aus anderen Dörfern des Banats gewesen sein, zum Beispiel auch aus Sanktandres.

Hören Sie rein:
https://www.br.de › Radio › Bayern 2 › radioFeature

Schreibe einen Kommentar

+ 67 = 75