Im nördlichen Banat, unweit von der Kreisstadt Arad, befindet sich der Wallfahrtsort Maria Radna. Vor langer Zeit soll hier die Heilige Jungfrau Maria, den gläubigen Einwohnern von Radna, mit dem Jesuskind auf dem Arm erschienen sein. An dieser Stelle des Wunders errichtete man eine Kirche und ein großes Kloster. Der Ort erhielt den Namen Maria Radna, der sich zum größten Wallfahrtsort im ganzen Banat entwickelte. Maria Radna ist der bedeutendste römisch-katholische Wallfahrtsort der Diözese Temeswar und hat eine päpstliche Basilika in Radna, einem Stadtteil der Kleinstadt Lipova im Westen Rumäniens.
Alljährlich pilgern viele Gläubige aus dem Banat, aber auch aus Deutschland nach Maria Radna.
Maria Radna scheint überhaupt ein geheiligter Boden zu sein, auf dem die wundertätige Kraft des Allmächtigen in vielfältigster Form sichtbar wurde. Eine Legende berichtet von einem hohen Felsenabgrund in der Nähe von Maria Radna. Diesen Abgrund ist Prinz Eugen von Savoyen mit seinem Pferd hinab gesprungen, als er von türkischen Reitern verfolgt wurde. Durch ein Wunder passierte ihm und seinem Pferd nichts, während die ersten türkischen Reiter in den Tod stürzten und die letzten Verfolgungen danach aufgaben.
Foto: Landsmannschaft der Banater Schwaben
Jahrzehnte pilgerten viele Sanktandreser an jenen Ort der Wunder. Vor dem Zweiten Weltkrieg, aber auch in der kommunistischen Ära ließen sich die Andreser nicht abhalten, diese Stätte regelmäßig zu besuchen. Während die Bauern, Bäuerinnen, viele Jugendliche sowie etliche Kinder in den 1930er-Jahren zu Fuß und mit den Pferdewagen dorthin reisten, machten es sich die Pilger in den 70er viel gemütlicher. Unser Landsmann Jakob Tietz organisierte alljährlich mit Unterstützung der OJT (Temescher Kreisbüro für Tourismus) eine Fahrt nach Maria Radna. Die Busse nahmen von der katholischen Kirche in der Ortsmitte die Fahrt auf und erreichten am späten Abend (meistens sonntags) hier wieder ihr Ziel. Auf der Rückfahrt hielten die Busse in Neuarad. Die Verantwortlichen der Reise verständigten Pfarrer Schulter, der von 1945 bis 1957 als hervorragender Prediger der Gemeinde galt (s. Die Geschichte unserer Pfarrgemeinde im Menü Kirche. Der Neuarader Seelsorger nahm jedes Mal sich die Zeit, die Sanktandreser in der Neuarader Kirche zu empfangen, um anschließend einen Gottesdienst zu zelebrieren. Manchmal war auch der Sanktandreser Kirchenchor zugegen, der die kurzerhand geplante Messe mit wunderschönen Marien-Lieder (s. Menü Andreser Kirchenchor) untermalte.
Der 2. August ist seit Jahren ein festes Datum im Kalender der Banater Deutschen katholischen Glaubens. An diesem Datum findet nämlich jedes Jahr die sogenannte Deutsche Wallfahrt nach Maria Radna statt. Die schöne Basilika am Ufer des Flusses Marosch füllt sich dadurch jährlich mit Leben, wenn die Banater Schwaben zur Mutter Gottes heimkehren, um zu beten (s. Menü Maria Radna, RO – Fahrt nach Maria Radna in den 1930er-Jahren).
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Nach dem Exodus der Banater Schwaben in den 1980er-Jahren schlossen sich die Banater Pilger in Bayern der donauschwäbischen Gelöbniswallfahrten an. Dadurch wählten sie einen Wallfahrtsort mit 1.200er-jähriger Geschichte: Altötting.
Seit mehr als 500 Jahren ist Altötting der bedeutendste Marienwallfahrtsort im deutschsprachigen Raum. Seit dem frühen Mittelalter erfreuen sich Wallfahrten großer Beliebtheit. Die Menschen, auch Sanktandreser Landsleute, kommen hier in Gruppen, um hier ihre Bitten und Gebetsanliegen vor Gott zu bringen oder einfach Danke zu sagen.
Foto und Video: HOG Sanktandres
Der Ort, an dem sich Altötting heute befindet, war vermutlich schon in keltischer Zeit ein bedeutendes Kultzentrum. Die entscheidende Aufwertung fand statt, als Karlmann, der Enkel Karls des Großen und König über Bayern und Italien, im Jahr 865 seinen Königssitz nach Altötting verlegte. In dem großen Kirchenschatz, den er stiftete, befand sich auch eine Armreliquie des heiligen Apostels Philippus. So reihte sich Altötting in den Kreis der Wallfahrtsziele ein, an denen Apostelreliquien verehrt wurden (s. Menü Altötting, BY – Die 61. Gelöbniswallfahrt 2022).
Zur Entstehung der donauschwäbischen Gelöbniswallfahrten
Der 24. März 1946, am Vorabend des Festes Mariä Verkündigung war der Tag, an dem Pater Wendelin Gruber zusammen mit seinen hoffnungslos im Vernichtungslager Gakowa (Jugoslawien) dahinsiechenden donauschwäbischen Landsleuten in einer Messfeier bei überquellendem Gotteshaus gelobte, jährlich aus Dankbarkeit zu wallfahren, „wenn wir am Leben bleiben“. Zu Pfingsten 1946 wiederholte er dieses Gelöbnis bei einem geheimen Gottesdienst im Vernichtungslager Rudolfsgnad. An dieses Versprechen erinnerte der Jesuitenpater seine Landsleute, nachdem er aus sechsjähriger Kerkerhaft in Jugoslawien nach Deutschland entlassen worden war. Bis heute wird dieses Gelöbnis von Überlebenden und Bekennern bei Wallfahrten in Europa, Nord- und Südamerika jedes Jahr aufs Neue eingelöst. Längst ist es zum Klassiker donauschwäbischer Nachkriegsfrömmigkeit geworden. 1959 gründete Gruber die Gelöbniswallfahrt nach Altötting, die seither alljährlich am zweiten Wochenende im Juli als größte der donauschwäbischen Gelöbniswallfahrten stattfindet.
Quelle: Sanktandreser Heimatblätter, Wikipedia, Gerhardsforum Banater Schwaben