Andreser Wortschatz

Mundart dokumentiert

Die banatschwäbische Mundart ähnelt sich, allerdings gibt es deutliche Unterschiede. Ein kleines Beispiel: Die Sanktandreser sagten zum Eimer Emer. Die Sackelhausner nannten den Eimer Ämer, andere sahen den Eimer als Amper. Andere wiederum glaubten, der Omer sei der richtige Ausdruck für diesen Wasserbehälter. Jeder Banater Dorfbewohner war irgendwie überzeugt und sicher, den richtigen Ausdruck zu verwenden.
Der Ursprung der Vielfältigkeit des banatschwäbischen Dialektes liegt an der Herkunft der Siedler und an den anderen ethnischen Gruppen, die in den Ortschaften des Banats noch ansässig sind und dort auch noch leben.

Wenn Mundart und Redewendungen von einem Banater Dorf auch noch ausführlich dokumentiert sind, scheint ein Dialekt noch interessanter zu wirken.
Die Sanktandreser können diesbezüglich stolz sein, da gleich vier Arbeiten von Sanktandreser Absolventinnen der Temeswarer West-Fakultät im Diözesanarchiv des Temeswarer Bistums vorliegen und unsere Mundart somit auch nach vielen Jahren wahrscheinlich noch lebendig halten.

Es handelt sich hier um die Arbeiten von:
Frau Ingrid Noll-Kirch,
Frau Rosemarie Stemper-Goudkamp,
Frau Katharina Kruckenberger-Fira und
Frau Elena Christina Costin-Ersegean.

In den Arbeiten dieser vier Absolventinnen stehen mehrere Schwerpunkte unseres Dialektes zur Ansicht. Nach und nach wollen wir Ausschnitte dieser Werke hier präsentieren.

Für eine Teilveröffentlichung dieser Arbeiten hat die Redaktion unserer Website die Zustimmung erhalten, wofür wir uns herzlich bedanken.

Ingrid Noll-Kirch schildert in der Einleitung ihrer Arbeit von 1966 die Problemen und Verfahren in der Mundartforschung und anschließend berichtet sie von der Geschichte des Dorfes Sanktandreas und seiner deutschen Bewohnern.

Die herkunftsmäßige Zusammensetzung des Wortschatzes der Mundart von Sanktandreas

Hier geht es um eine herkunftsmäßige Erforschung des Wortschatzes der Mundart von Sanktandres. Die Verfasserin ist die Sanktandreserin Rosemarie Stemper. Es ist eine Arbeit von 1977 an der Temeswarer Fakultät.

 

Rosemarie Stemper erläutert die Vorgangsweise zu dieser Arbeit: „ … die Mundart von Sanktandreas ist eine Mischmundart. Die überwiegende Zahl der Siedler sprach zur Zeit der Ansiedlung rheinfränkisch, vor allem pfälzerisch. Die Lothringer, die in großer Anzahl kamen, sprachen eine Mundart zwischen Pfälzerisch und Moselfränkisch, die Trierer und Luxemburger sprachen moselfränkisch, die Baden-Durlacher südfränkisch, die Bayern, Tiroler, Österreicher vorwiegend bairisch, die Elsässer und zum Teil die Badener niederalemannisch. Vereinzelt sind auch Elemente aus dem Hessischen, Schwäbischen, Ostfränkischen darin enthalten. Die Mundart von Sanktandreas ist also eine aus mehreren Mundartelementen zusammengewürfelte Mundart.“
Welche Merkmale überwiegen, inwiefern die verschiedenen Elemente in dem heutigen Wortschatz verbreitet sind und inwiefern die Verbreitung mit der aufgestellten Herkunftsliste (s. Liste Herkunftsliste ) übereinstimmt, untersucht die Verfasserin. Sie hat nur solche Wörter ausgewählt, die Besonderheiten der Hochsprachegegenüber aufweisen, was Bedeutung, lautliche Form betrifft oder solche, die zum Eigenwortschatz der Mundart gehören. Auf unserer Website werden wir einen Bruchteil von diesen Wörtern veröffentlichen (s. unten einen Auszug aus Wörtern zum deutschen Wortatlas).

Zunächst das Lautinventar der Mundart von Sanktandreas:

I. Vokale:

II. Konsonanten

Ein Wörterbuchartikel sieht folgendermaßen aus: zuerst steht das hochsprachliche (oder der Hochsprache angepasste Mundartwort) unterstrichene Wort, dann das doppelt unterstrichene Mundartwort mit grammatischen Angaben. Es folgen die Bedeutungen des Mundartwortes. Dann wird die im binnendeutschen Gebiet verbreitete, gleiche oder ähnliche Form angegeben. Bei der Herkunftsangabe steht Rheinisch für die Mundarten entlang des Rheins, Rheinfränkisch für das Gebiet nordwestlich der Pfalz. Wenn für das betreffende hochsprachliche wortkeine mundartliche Entsprechung vorhanden ist, werden die dafür benützten Synonyme angegeben. Wörter, die zum Eigenwortschatz der Mundartgehören und keine hochsprachliche Entsprechung haben, werden in ihrer, der Hochsprache angepassten Form angeführt. Wortbedeutungen werden dort erklärt, wo sie nicht geläufig sind.
Als Gewährsleute dienten Rosemarie Stemper folgende Sanktandreser/innen: Schmitz Anna, 72 Jahre alt, Hausfrau; Weber Hans, 72 Jahre alt, Pensionist; Kesselgruber Theresia; 45 Jahre alt, Hausfrau und Kollmann Hans, 43 Jahre alt, Feinmechaniker.

Wörter zum deutschen Wortatlas (Ausschnitt): 

Katharina Kruckenberger-Fira hebt in ihrer Arbeit (1972) den Fachwortschatz von vier Sanktandreser Handwerkern in Andreser Mundart beeindruckend hervor.
Hier paar Beispiele:

Fachwortschatz von Hans-Georg Noll, in Sanktandres als Noll-Woner (Noll-Wagner) bekannt. Bei der Befragung von Katharina Kruckenberger war er 91 Jahrealt und der älteste Bewohner im Dorf.
Der Fachwortschatz eines Seilers von Sanktandres
Steinmetz Heinrich Thernes von Sanktandres überlieferte Fachwortausdrücke eines Steinmetzes von Andres.

Elena-Cristina Costin-Ersegean lebt nach wie vor in ihrer Heimatstadt Temeswar. Ihre Mutter ist eine gebürtige Sanktandrserin. Beide sind eng mit unserer HOG verbunden.

Aus der Arbeit von Cristina Costin-Ersegean veröffentlichen wir eine Mundartprobe und Wenkersätze.

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