Ortsgeschichte

Maria Theresia

Maria Theresia sprach: „Es war eine Tat, sie bleibt als Ruhmesblatt der Geschichte vorhanden
wir besiedelten das entvölkerte Banat mit Menschen geworben, gerufen aus unseren Landen.“

Als Maria Theresia dies aussprach ( Zitat aus einem Gedicht von Klaus Günther), dachte sie bestimmt nicht, dass die Besiedlung des Banats nach nur rund 200 Jahren ihr Ende finden würde.
Damals bewog die Menschen die pure Not, ins ferne Banat zu siedeln und sich eine neue Existenz aufzubauen. Von Ulm aus fuhren die Reisewilligen – Kolonisten aus dem Saarland, Pfalz, Rhein- und Mainfranken, Elsaß, Lothringen, Luxemburg, Schwaben, Bayern, Hessen, Thüringen und aus fast allen deutschen Gegenden Altösterreichs – mit den „Ulmer Schachteln“ auf der Donau über Regensburg nach Wien. Die meisten Zillen fuhren dann ins Südbanat, wo die Theiß in die Donau mündet. Die Weiterbeförderung nach Temeswar und Umgebung erfolgte gewöhnlich mit Ochsen- und Pferdefuhrwerken. Die Herausforderung an die Siedler war groß. Mit viel Mut und Tatendrang errichteten sie Städte und Dörfer. Es entstand im Banat ein Stamm, genannt die Banater Schwaben. Die meisten dürften in den Jahren davor kaum daran gedacht haben ihrer Heimat ade zu sagen und auf Gedeih und Verderb in eine neue, ungewisse Zukunft auf der Donau wortwörtlich zu schwimmen.

Und genauso wenig haben die meisten Menschen im Banat vor fünfzig Jahren daran gedacht, dass sie es vielleicht wieder verlassen müssten; aber die Zeit läuft unaufhörlich weiter und so nahm auch die deutsche Besiedlung des Banats ihr Ende und die neue Heimat wurde zur Alten und die alte Heimat zur Neuen. Maßgebend waren aber die Jahre zwischen der Besiedlung und der Auswanderung, in denen sich feste Gemeinschaften mit eigenen Traditionen und Bräuchen bildeten .

Sanktandres (rumänisch Sânandrei und ungarisch Szentandrás) wurde zum ersten Mal im Jahre 1230 urkundlich belegt. Die verschiedenen archäologischen Funde in der Gemarkung der Gemeinde und besonders die Erdburg „Altes Schloss“, sind Beweise von kleinen Siedlungen in dieser Gegend.

Von der ersten urkundlichen Erwähnung war der Ort „Sancto Andrea“ ununterbrochen bewohnt.
Als das Banat 1718 kaiserlich wurde, bestand der rein rumänische Ort aus 23 Häusern. Nachdem 1737 das Temescher Distriktsverwalteramt nach Sanktandres verlegt wurde, kamen nach und nach deutsche Ansiedler hierher und um das Jahr 1773 entstand der ständig wachsende Ortsteil Deutsch-Sanktandres.

Die Zahl seiner Häuser war 1787 auf 140 gestiegen und die deutschen Bewohner erreichten 1898 mit 2671 Seelen ihren Höhepunkt.

Das Triptychon mit dem Namen „Die Einwanderung der Schwaben ins Banat“, wurde vom Banater Maler Stefan Jäger geschaffen und umfasst die 3 Bilder: “Die Wanderung”, “Die Rast”, ” Die Ankunft”. (Ausgestellt im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar/Timisoara) Der Maler des vierten Bildes , welches Sanktandres in früheren Zeiten zeigt, ist Stefan Weiszer.

In der Zeit, die dem berüchtigten August 1944 folgte, fand die größte Tragödie unserer Geschichte statt (siehe Folgen der NachkriegszeitenDie Deportation 1945-1949, Enteignung, Sonstiges; Erinnerungen, Ereignisse während der Agrarreform oder Unser Existenzende in Sanktandres). Die Konsequenz davon war, je schneller das Land, in dem wir nur noch geduldet waren, zu verlassen.
Die Aussiedlung als Familienzusammenführung griff immer mehr um sich, so dass laut der Volkszählung von 1992 noch 290 und im Jahr 2008 noch 30 deutsche Volkszugehörige in Sanktandres lebten. Das war das Ende des Deutschtums in der blühenden Gemeinde mit über 80 % deutschen Bewohnern.

Geografische Daten der Ortschaft Sanktandres

Die Gemeinde Sanktandres / Sânandrei liegt im westlichen Teil Rumäniens, im Süden der Westlichen Ebene, auch bekannt als Theiß-Ebene, 12 Kilometer von der Kreisstadt Temeswar / Timişoara entfernt, in der Nähe der DN 69, die Temeswar mit Arad verbindet, und liegt in einer Höhe von 61 Metern über dem Meeresspiegel.
Die Gesamtfläche der Gemeinde Sanktandres, die sich aus den drei Ortschaften Sanktandres / Sânandrei, Mercydorf / Carani und Kowatschi / Covaci zusammensetzt, beträgt 9.684,25 Hektar, davon 444,25 Hektar bebautes Gebiet.

Sanktandres heute (Foto: Primăria Sânandrei)

Sanktandreser Geschichtschronik

1230 - Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes
1332 -1337 - In den päpstlichen Aufzeichnungen wurde die Gemeinde Sancto-Andrea genannt
1461 - ist Eigentum von Nicolae Hagymas und Ioan Szentgirolti
1717 - die Ortschaft hatte 23 Häuser und den Namen Sf André / St. Andreas
1748 - 1749 - Deutsche Kolonisierung findet statt
1762 - Die römisch-katholische Kirche wird gebaut, die nach einigen Arbeiten, die 1811 begonnen wurden und dabei ihr heutiges Aussehen erhält
1772 - 42 weitere volksdeutsche Familien werden kolonisiert
1766 - die ersten französischen Siedler treffen ein
1834 - die orthodoxe Kirche wird gebaut
1890 - ist Teil des Kreises Temesch / Timiş, Bezirk Temeswar / Timişoara und ist eine Wohngemeinde mit 3080 Einwohnern
1921 - ist Teil des Kreises Temesch / Timiş und hat 2691 Einwohner
1935 - ist Teil des Kreises Temesch / Timiş und hat 2488 Einwohner
1938 - der Ort hat 2500 Einwohner, davon 2100 Deutsche und 400 Rumänen
1945 - 765 Menschen deutscher Nationalität werden aus der Gemeinde Sanktandres / Sînandrei auf russisches Territorium deportiert, von denen 530 zurückkehren
1945 - durch das Bodenreformgesetz vom 23. März findet nach dem II. Weltkriegs die Enteignung (Agrarreform) der Bevölkerung statt
1946 - 1947 - mehrere bessarabische Flüchtlingsfamilien lassen sich in Sanktandres / Sînandrei nieder
1956 - Sanktandres gehört zur Region Banat, Bezirk Temeswar / Timişoara und ist eine eigene Wohngemeinde
1966 - Sanktandres gehört zur Region Banat, Kreis Temesch / Timiş und ist eine Wohngemeinde mit 3001 Einwohnern
1972 - ist Teil des Kreises Temesch / Timiş, hat 3607 Einwohner mit den dazugehörenden Dörfern Mercydorf / Carani -1900 Einwohner und Kowatschi / Covaci mit 700 Einwohnern
1975 - ab diesem Zeitpunkt streben die Banater Schwaben an Sanktandres zu verlassen. Der Exodus erreichte im Jahr 1990 – nachdem das kommunistische Rumänien zusammenbrach – seinen Höhepunkt
2002 - Sanktandres bleibt der Sitz der Gemeinde und hat 2821 Einwohner
2022 - es leben kaum noch Deutsche in Sanktandres. Die kath. Kirche, das Kriegerdenkmal, das Gemeindehaus und die Schule bilden nach wie vor den Ortskern.  

Quelle: Sanktandreser Rathaus / Primăria Sânandrei (HP)