Glückwunsch nach Winnipeg!

Wo ist Winnipeg?
Winnipeg liegt in Kanada und ist die Hauptstadt der Provinz Manitoba. Die Stadt liegt genau 7.000 Kilometer von Stuttgart entfernt. Die Zeit in Winnipeg (Kanada) ist 7 Stunden hinter der Zeit in Deutschland.

Kartenausschnitt: google.com/maps

Januar 2025. Warum ist mir Winnipeg plötzlich so wichtig?
Ich guckte mal wieder in die Altersstatistik aller Sanktandreser (dem Alter zu Ehr) – und siehe da, ich entdeckte im aktuellen Register eine ganz besondere Geburtszahl. Eine für mich bis dato unbekannte Andreserin soll angeblich am 18. Januar 2025 in Winnipeg in Kanada wohl ihren 100. Geburtstag feiern? Das überraschte mich sehr. Das Interesse, eine Andreserin mit 100 Jahren zu Wort kommen zu lassen, ist riesig. Derartige Ereignisse sind sicherlich nicht alltäglich vorzufinden.
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Elisabeth Wilhelmer, geb. Lay, feierte am 18. Januar 2025 ihren 100. Geburtstag.

Elisabeth Wilhelmer, geb. Lay
Foto: privat

Ich schlug die “Andreser Lischt” auf und wählte am späten Abend des 19. Januars 2025 die hier angegebene Rufnummer in Kanada. Gezielt tat ich es einen Tag später, wollte ich doch nicht eine eventuell angesetzte Festtagsfeier im fernen Amerika stören. Und es war gut. Wir hatten genügend Zeit an diesem kalten Januarabend von der warmen Stube aus, miteinander zu plaudern. Zunächst stellte ich mich kurz vor. Vor allem war es mir wichtig, dass die Dame erkennen sollte, dass ich ein waschechter “Andreser sin”. Und so kamen wir relativ kurzerhand schnell in ein ausführliches, freundliches und nettes Gespräch.

Nach einer herzlichen Gratulation an die Jubilarin gerichtet, interessierte mich, wie’s sich mit so vielen Jahren auf dem Buckel leben lässt. Die Sanktandreserin machte einen guten Eindruck, würde ihr nur das Augenlicht keine Schwierigkeiten machen. Und noch etwas: Die Möglichkeit, Deutsch zu sprechen, ist ihr in den letzten Jahren nicht mehr gegeben. Unsere Sprache, unseren Dialekt zu sprechen, vermisst sie anscheinend sehr. Plötzlich mit einem “Andreser Schwob zu redde” erfreut sie. Die verbrachte Zeit – 20 Jahre nämlich (1925 – 1945) in Sanktandres, im Banat – sitzt noch gut in ihrem Gedächtnis.

Die Zeit danach

Im Januar 1945 wurde sie nach Russland deportiert und leistete Schwerstarbeit in einer Donezker Kohlengrube. Nach fünf Jahren Zwangsarbeit ließ sie sich in Österreich nieder, wo sie Arbeit fand und auch ihren Mann kennenlernte. In Österreich (Kärnten) kam ihr Sohn Gottlieb zur Welt. Ihre Eltern waren bereits in Kanada und wünschten, dass die junge Familie in das nordamerikanische Land komme, so die Jubilarin. Die Wilhelmers reisten aus und ließen sich in Winnipeg nieder. Auch ihr Bruder lebte zu jener Zeit bereits in Amerika.

Wie ist es heutzutage in Sanktandres?

In unserem halbstündigen Gespräch bedauert sie immer wieder, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihrem einstigen Heimatort habe. Dass dort so gut wie keine Deutschen mehr leben, ist ihr bewusst. Die “Altgass”, die “Zwettgass”, die “Zigeinergass” usw. sind jedoch die festgefahrenen Eindrücke von damals. “Steht die Kerich (Kirche) noch? Wie steht’s um de Freydhof (Friedhof ) mit Kapelle?” Diese Fragen wurden mir gestellt. Ich konnte die Fragen bejahen bzw. unser abgeschlossenes HOG-Vorhaben – die Restaurierung der Friedhofskapelle im letzten Jahr – schildern. Das letzte Mal sei sie 1970 in Sanktandres gewesen. Damals lebten noch viele Deutsche im Ort, meinte die ehemalige Sanktandreserin.

Wie agiert die Sanktandreser Gemeinschaft?

Diese Frage konnte ich leicht und ohne zu zögern beantworten, indem ich einige Aktivitäten unserer Heimatortsgemeinschaft erläuterte. Sie erinnerte sich sofort an ein “Andreser Treffen” mit einer strammen deutschen Blasmusik, dem sie vor Jahren mal beiwohnte:

Die Zeit heilt Wunden, aber sie hinterlässt Narben

Ihr Ehemann ist seit vielen Jahren verstorben. Eine schwere Krankheit hat ihren älteren Sohn viel zu früh aus dem Leben gerissen. Er ist im August 2003 gestorben, Der jüngere Sohn Albert lebt heute auch in Winnipeg. Es sind Geschichten, die ihr Leben schreiben.
Jetzt freut sie sich immer wieder, wenn ab und zu Verwandte aus Deutschland oder aus Amerika anrufen.

Die Geburtstagsfeier

Nun wollt ich wissen, wie die gestrige Geburtstagsfeier verlaufen ist. Die Jubilarin erzählt begeistert von dem Ereignis:

Zum Schluss bedankte ich mich für das nette Gespräch, versprach demnächst nochmal anzurufen und richtete im Namen aller Sanktandreser ihr die besten Wünsche anlässlich dieses besonderen Erlebnisses aus:

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!



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