Tagung im Donauschwabenhaus Frankenthal


Einer Einladung des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben zur Tagung der Vorsitzenden der Landes- und Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften der Landsmannschaft der Banater Schwaben folgten am 18. und 19. März 2023 in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) weit mehr als 100 Teilnehmer.
Nach der coronabedingten Absage 2020 und zwei darauffolgenden Jahren im Online-Format fand dieses Jahr die alljährliche Tagung der Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gliederungen wieder in Präsenz statt.
Das Tagungsprogramm der diesjährigen Veranstaltung war sehr inhaltsreich und aber auch sehr vielversprechend.
Zum Auftakt wurde die Banat-Hymne gesungen.
Die Moderation dieser Tagung hatte Anita Maurer, HOG-Sprecherin im Bundesvorstand inne. Für die Technik war Jürgen Griebel zuständig.
Sanktandres war durch Hans Noll (Mitglied Landesvorstand Bayern), Barbara Hehn (Kreisvorstand Erlangen) und Hans Janzer (Vorstand HOG Sanktandres) gut vertreten.

Begrüßung

Der Bürgermeister Bernd Knöppel begrüßte die Anwesenden in seiner Stadt Frankenthal. Nach dem Willkommensgruß wünschte er den Besuchern/innen beim diesjährigen Treffen einen guten Verlauf. Er beschäftigte sich auch mit der Fragenstellung “Was ist Heimat?” und versuchte diese Frage im Donauschwabenhaus seiner Stadt zu erläutern, wohl wissend, was die Geschichte der Banater Schwaben alles zu bieten hat.
Der Bundesvorsitzende der Banater Landsmannschaft überreichte dem amtierenden Ersten Bürgermeister der Stadt Frankenthal ein Buch über die 300-jährige Geschichte unseres Volksstammes und einen edlen Pfälzer “Tropfen.”

Die Gewinnung von Ehrenamtlichen für die Vorstandsarbeit. Chancen und Perspektiven.
Referentin dieses Themas war Stefanie Dolvig-Curac von der Bundesgeschäftsstelle, aber auch HOG-Vorsitzende von der Gemeinde Dolatz.


Die Vortragende verdeutlichte, dass ohne Ehrenamtliche der Verband der Banater Schwaben mit 4 Landesverbänden, 54 Kreisverbänden und 110 Heimatortsgemeinschaften nicht funktionsfähig wäre. Bei einer geführten Online-Umfrage wurden einige sehr interessante Ergebnisse aufgedeckt. Ein wichtiger Punkt ist die Motivationsfrage. Personelle Strukturen wie Alter und Nachfolgerregelung ließ die Referentin nicht außer Acht. Es stellte sich die Frage: Welche Personen zeigen besonderes Interesse an einem Ehrenamt in den Vereinen der Banater Landsmannschaft.
Diesem umfangreichen Vortrag folgte eine breitangelegte Gesprächsrunde.


Der Vorsitzende der HOG Tschawosch Gerhard Dick stellte die Frage: “Wie soll es weitergehen nach unserer Generation?” Helene Eichinger (HOG Jahrmarkt) rief zur Geschlossenheit auf. Angela Schmidt (KV Schwabach) bekräftigte die Zugehörigkeit der Heimatortsgemeinschaften zur Landsmannschaft. Ehrenvorsitzender des Landesverbandes BaWü Josef Prunkl pochte auf eine Ausweitung von Attraktionen der Landes-, Kreis- und HOG-Verbände. Der Vorsitzende des Bundesvorstandes Peter-Dietmar Leber schlug vor, eventuelle gut aufgestellte Zusammenschlüsse von Vereinen zu praktizieren, um nachher eine neu aufgestellte Stärke zu zeigen. Er stellte die Wichtigkeit von umfangreichen Kommunikationen der aktiven Mitglieder klar. Karin Bohnenschuh von der Geschäftsstelle stellte den Aufbau der Banater Post dar und meinte, dass es die Pflicht der Zeitung ist, ausführlich von seinen Mitgliedern und deren Aktivitäten zu berichten. Nur so kann das Interesse an unserer Zeitung beibehalten werden.


Initiativen, Projekte und Förderanträge

Peter-Dietmar Leber (am Rednerpult) berichtete umfassend über Organisatorisches. Er erwähnte einige Buchprojekte. Ein weiterer Punkt war die Auswertung von Heimatbücher. Das Projekt Integration in Deutschland stand auf der Agenda. Kulturelle Lehrpfade im Banat kamen zur Aussprache. Die Möglichkeit von Erstellung von Anträgen und Abrechnungen in Bezug zur Förderung LM Erbschaft Steiner/Weckerle wurden erläutert. Der Vorsitzende griff die Frage der Identität unserer Landsmannschaft, Transparenz und Vernetzung auf und widmete sich zum Schluss der Mitgliederentwicklung unseres Dachverbandes und deren Untergliederungen. Er machte auch die Anwesenden auf eine Aufführung der Operette “Grüße mir mein Banat” aufmerksam, die am 28.10.2023 in Temeswar aufgeführt wird.
In der Banater Grenzstadt Großsanktnikolaus soll ein Denkmal für die Opfer der Flucht an der grünen Grenze errichtet werden. Der Entwurf aus grauen Granit mit der Auflistung der Betroffenen, entworfen von dem Banater Künstler Walter Andreas Kirchner, steht bereits.

Weitere Projekte der Landsmannschaft

Sodann gab Werner Gilde (rechts auf dem Foto) den derzeitigen Stand des Banater Handballbuches bekannt, das demnächst herausgegeben wird.
Anschließend stellte Halrun Reinholz, Betreuerin Banater Kultur- und Dokumentationszentrum Ulm das Erinnerungsbuch “Die Lenauschule sind wir” vor. Die Lenauschule wurde 1870 gegründet und kann in ihrer 150-jährigen Geschichte von vielen Begebenheiten erzählen. Der Bundesvorstand beabsichtigt Gestaltungsmöglichkeiten für einheitliche Rollups der Untergliederungen vorzuzeigen. Halrun Reinholz wies dabei auf mehrere Alternativen hin.
Eine ausführliche Übersicht von besonderen Ereignissen in der “banatdeutschen” Kulturhauptstadt Temeswar stellte die Journalistin Astrid Weisz, Redakteurin des Temeswarer Rundfunkstudios Sendung in deutscher Sprache und Mitarbeiterin der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien vor. Die Chancen und Herausforderungen im Kulturhauptstadtjahr 2023 waren ihr Thema. Am Rande ihres Vortrags ließ ich es mir nicht nehmen, ihr persönlich für die tollen Sendungen von Radio Temeswar zu danken. Täglich von 12 bis 13 Uhr (MEZ) kann man das deutsche Programm im Internet (s. http://www.radiotimisoara.ro/) verfolgen.
Die Vorsitzende der HOG Giseladorf Karin Bohnenschuh berichtete von einer Ausstellung zur 140. Jahrfeier der Giseladorfer sowie von der 40jährigen HOG-Gründung. Die Expo soll heuer noch auch im Banat gezeigt werden.
Christine Neu (Stellvertr. Bundesvorsitzende), die mehrmals im Banat weilt, schilderte die Erfolge des Sackelhausener Fördervereins. Im Jahre 2019 legte man eine Drainage an der Heimatkirche und setzte eine neue Eingangstür ein. Ein Jahr später fand die Reparatur der Gruftanlage auf dem Friedhof statt. Nun wurde die Sankt Michael-Kirche mit neuen Fenster versehen. Man stellte die Frage: Warum ein Förderverein, wenn eine HOG auch diese Maßnahme ergreifen könnte? Christine Neu meinte, ein Förderverein konzentriere sich auf Erinnerungssteine während eine HOG mehr der neuen Heimat diene.
Hiltrud Leber, Stellvertretende Vorsitzende der HOG Guttenbrunn und Vizevorsitzende des Frauenbundes der Vertriebenen sprach von der Rolle dieser Organisation. Die Gründung dieser Vereinigung erfolgte im Jahr 1959.
Harald Schlapansky (Landesvorsitzende der Banater Schwaben Bayern) stellte kurz den Antrag eines immateriellen Kulturerbes Bayern Betreff Neujahrlied Sanktanna vor. Es ist ein Lied, das vor Jahrhunderten in der Schweiz seinen Ursprung fand. Die Sanktannaer sangen es in ihrem Heimatort und tun es auch heute in Deutschland noch. Die Banater haben somit dieses Kulturgut gerettet. Der Vorstand hofft auf eine erfolgreiche Bewerbung, die eine Aufnahme in das UNESCO-Kulturerbe ermögliche.

Anita Maurer
Astrid Weisz
Karin Bohnenschuh
Christine Neu
Hiltrud Leber
Harald Schlapansky

Banat-Tour


Astrid Ziegler, gebürtige Temeswarerin mit Paulischer und Billeder Wurzeln, stellte eine Banat-Tour vor, die sie zusammen mit Hans Rothgerber als Co-Autor erarbeitete. Übrigens auch im Internet nachvollziehbar unter: https://www.banat-tour.de/blog (im Bild Blog-Ausschnitt).

Als geprüfte Gästeführerin der Stadt München vermittelt sie Gruppen aus der ganzen Welt Geschichtskennnisse auf unterhaltsame und spannende Weise. Durch ihre Tätigkeit als Stadtführerin ist sie seit 20 Jahren als “kulturelle Botschafterin” für die bayerische Landeshauptstadt und für verschiedene touristische Agenturen tätig, konzipiert zahlreiche Themenführungen und zeigt alles was München und das Banat an Schönem zu bieten hat. 

Unlängst hatten einige Sanktandreser die Möglichkeit, bei einer Führung mit Astrid Ziegler in München dabei zu sein. Für uns Sanktandreser war es wahrlich ein Erlebnis. Ein Vergleich von Gemeinsamkeiten von München mit Temeswar war wirklich beispielhaft.

Wahl eines HOG-Sprechers/in im Bundesvorstand

Im Donauschwabenhaus von Frankenthal fand auch die Wahl eines HOG-Sprechers/in und die Wahl eines Stellvertreters/in statt. Anita Maurer (HOG Schöndorf, Kreis Arad) wurde einstimmig wiedergewählt. Als Stellvertreter wird in Zukunft Werner Griebel (HOG Lenauheim, Kreis Temesch) agieren. Auch er wurde mit voller Zustimmung gewählt.

Verabschiedung des Redakteurs der Banater Post


Walter Tonţa, der elf Jahre die Banater Post gestaltete, wird demnächst in Ruhestand treten. Hierzu bedankte sich der Bundesvorsitzende für seine redaktionelle Arbeit und für sein unermessliches Mühen, eine stetige gute Verbandszeitung zu präsentieren. Dies sei Tonţa auch andauernd gelungen. Ein Mann mit wenig Worten, aber mit hervorragenden schreibenden Texten, so Leber. Mit stehenden Ovationen hat man Walter Tonţa verabschiedet. Der (Noch)Redakteur ließ erkennen, dass er auch weiterhin aktiv bleiben wird, indem er sich in Ulm im Donauschwäbischen Zentralmuseum einbringen wird.

Zum Ausklang des ersten Tagungstages wurde die deutsche Hymne angestimmt. Somit wurde von allen Teilnehmern von einer erfolgreichen Versammlung gesprochen.

Am Abend haben Die Gaudis (Hans Griffaton, Gotthold Abel und Johann Schmaltz) für gute Stimmung gesorgt. Auf dem Programm des singenden Abends standen Lieder, die an schöne Zeiten erinnerten.

Am nächsten Tag stellten sich die HOG-Jahrmarkt und die HOG-Ulmbach/Neupetsch vor.

HOG-Jahrmarkt

Helene Eichinger, Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Jahrmarkt zeigte im Saal des Donauschwabenhauses eine Ausstellung von der einst blühenden deutschen Gemeinde Jahrmarkt.

Die Vorsitzende zeigte sodann einen wunderbaren Film von Jahrmarkt.
Untermalt wurde dieser Beitrag mit den unverkennbaren Blasmusikkapellen von Jahrmarkt: Loris und Kassner.

HOG-Ulmbach/Neupetsch

Ulmbach-Neupetsch ist eine der ältesten deutschen Siedlungen im Banat.
Peter Rieser, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Ulmbach/Neupetsch erklärte den Dialekt seines Heimatdorfes und erläuterte die Namensgebung dieses Ortes. Ulmbach erwähnte man zum ersten Mal im Jahr 1923 und zauberte damit eine deutsche Bezeichnung her. Er sei jedoch seit jeher ein Ujpetscher Schwob. Ujbécs ist eine eine Wortzusammenstellung von Uj = Neu und Bécs ist die ungarische Bezeichnung von Wien. Kaum zu fassen. Übersetzt: Klein-Wien.

Er zeigte die Ujpetscher Kerweihtracht und beschrieb den Ablauf eines Kirchweihfestes in Ulmbach/Neupetsch. Mit vollem Stolz erwähnte er den Uipczer Kerweihländler, ein Ujpetscher Kerweitanz, komponiert von einem Ujpetscher.


Zum Schluss der zweitägigen Tagung berichteten die Landes-, Kreis- und HOG-Vorsitzende von ihren Projekten in diesem Jahr.
Dabei wurde mir die Gelegenheit gegeben, die Vorhaben unserer Heimatortsgemeinschaft – das Sanktandreser Brauchtumsseminar in Bad Wurzach am 19.-21. Mai und unser Zusammentreffen aller Sanktandreser am 8. Juni im Banat – ins Rampenlicht zu stellen.

Die Teilnehmer dieser Tagung haben mit Sicherheit viel konstruktives Material für ihre Vereine mitgenommen.

Für das vielfältige und qualitative Bildmaterial möchten wir uns bei Cornel Simionescu-Gruber ganz herzlich bedanken.

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