Sanktandreser Schicksalsbilder von Januar – März 1945

Die Deportation, die traurigste Zeit in der Geschichte unseres Dorfes

Vor genau 76 Jahren begann die Verschleppung deutscher Männer und Frauen aus dem Banat und somit auch aus Sanktandres in die Sowjetunion.

Am 14. Januar 1945, Sonntagmorgen um 6 Uhr wurde das Dorf umstellt. Mädchen und Frauen von 17 bis 31 Jahren sowie Jungen und Männer von 16 bis 45 Jahren wurden von bewaffneten Soldaten und von Rumänen, die eine vormilitärische Ausbildung absolvierten, ausgehoben und zur Sammelstelle, die sich in der Schule befand, mitgenommen. Sanktandreser, die versuchten diesem Martyrium zu entfliehen, also die sich versteckten, zwang man mit Geiselnahmen von Eltern und Verwandten in die Knie.

Ohne Rücksicht von weinend begleiteten Kindern zwang man gewaltsam 324 Sanktandreser, davon 199 Frauen und 125 Männer in die benachbarte Großgemeinde Jahrmarkt. Punkt 12 Uhr brachen die geordneten Sanktandreser in einer Marschkolonne aufgestellt, streng bewacht, begleitet durch ein gefühlvolles Glockengeläut, auf. In Jahrmarkt hausten diese Menschen unter strenger Beaufsichtigung bis zum 18. Januar in freigemachten Räumlichkeiten. An jenem Nachmittag brachte man die Banater Schwaben mit Lastwägen zum Temeswarer Fabrikstädter Bahnhof. Je 40 Personen wurden dann wie Schlachtvieh in je einen Viehwaggon gepfercht.

Das monotone Rattern bei Tag und Nacht des endlos langen Zuges, der bei den Betroffenen anscheinend kein Ziel fand, plagte und entkräftete die Menschen, da teilweise die Ruhr um sich griff. Die Ernährung war schlecht, die eisige Kälte war sehr kräfteraubend und das Wasser war knapp. Die Insassen dieser Viehwaggons versuchten durch die kleinen Öffnungen, die mit Gittern versehen waren, Schnee in den Innenraum zu ziehen, um ihren Durst zu löschen. Waschmöglichkeiten gab es seit Wochen keine. Läuse traten zum Vorschein. Die Lage wurde immer unerträglicher. Die ersten Deportierten zahlten mit ihrem Leben.

Die Odyssee dieser langen Fahrt ins Arbeitslager 1902 Orsk-Ural (90 Personen) nahm im März endlich ein Ende.

So ähnlich erging es auch den anderen Sanktandreser, die den Arbeitslagern 1028 Rudnik/Stalino und Krasnoarmejsk (126 Personen), 1029 Gorlowka im Donezbecken (16 Personen), 1001 Makejawka, Nowomoskowsk (87 Personen) und Tscheljabinsk (5 Personen) zugewiesen wurden.

Die oben erwähnten Personen sind im verschlüsselten Bereich unserer Homepage unter Listen der Deportierten aufgelistet.

(Quelle: Sanktandreser Heimatblatt 1995)
(Bild: Juliana Rausch, Sanktandres)

Erlebnisberichte von diesem Martyrium folgen demnächst.

Ein diesbezüglicher Bericht mit dem Titel “MUTTER, BLEIB DOCH BEI UNS! (Mamã, rãmâi cu noi!).” wurde am 14. Januar auch auf der Facebook Seite Sînandrei Community (Rumänisch) gepostet.

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