Seit jeher zeigten die Sanktandreser fürs Theater große Neugier. Unzählige Busfahrten zum Deutschen Staatstheater nach Temeswar wurden organisiert. Die Theaterstücke „Es geht um die Heirat“ (Kehrer), „Lumpazivagabundus“ (Nestroy), „Die Räuber“ (Schiller), „Romeo und Julia” (Shakespeare), usw. waren für viele Andreser ein Begriff. Die Schauspielerinnen und Schauspieler Hadamut Becker, Margot Göttlinger, Hannelore Waldeck, Hans Kehrer, Rudolf Schati, Ottmar Strasser, Hans Jakoby, Peter Schuch, u.v.a. waren in unserer Dorfgemeinschaft Stars von hohem Rang. Vielleicht gerade deshalb zeigten viele Sanktandreser auch großes Interesse selbst etwas auf die Beine zu stellen.
Die Kinder wurden bereits in der Schule zu diesem Kulturzweig intensiv gefördert. Jährlich standen kulturelle Darbietungen im Kulturhaus des Ortes auf dem Programm. Der Schulchor, das Schulorchester, die Tanzgruppe und die Theatergruppe begeisterten allzeit die Andreser Zuschauer:
- „Das tapfere Schneiderlein“ wurde 1950/1951 mit dem Jahrgang 1937 zweimal auf die Bühne gebracht.
- Im Januar 1955 wurde das Sing- und Tanzspiel „Die Donau“ von den Jahrgängen 1941 und 1942 mit großer Begeisterung aufgeführt.
- Mit den Jahrgängen 1947/1948/1949 kam im Jahr 1961 das Stück „Das goldene Lächeln“ auf die Bühne.
- 1963/1964 wurde das Märchenstück „Schneewittchen“ präsentiert.
- Im Jahre 1968 zeigten die Schüler ihr Können in der Aufführung „Das Dorf im Laufe der vier Jahreszeiten“.
- Man erinnere sich an das aufgeführte Singspiel (1968) „Sommer, Sonne und Musik“, das auch im Temeswarer Rundfunk (Sendung in deutscher Sprache) ausgestrahlt wurde.
- Mit dem Stück „Das kalte Herz“ entführten die Sanktandreser Schüler 1971 die Zuschauer in die Märchenwelt.
- Im Jahre 1972 brachten die Sanktandreser Schülerinnen und Schüler die Aufführung „In der Heimat ist es am Schönsten“ auf die Bühne. Sie stellten ein buntes Schauspiel auf die Bretter, das sie bis in die Landeshauptstadt Bukarest führte.
- Mit Mark Twains „Der Prinz und der Betteljunge“ traten die Schüler der 8. Klasse im Jahre 1976 vors Publikum. Das Stück wurde von der Klassenlehrerin Theresia Feil einstudiert.
Zu den begehrten Veranstaltungen gehörten immer wieder die Theaterstücke und Singspiele „uf schwowisch“.
Kostüme und Perücken stellte oftmals das Deutsche Staatstheater oder die Staatsoper aus Temeswar zur Verfügung.
Erfolgreiche Theaterstücke und Laienspiele der Sanktandreser in einer Chronik zusammengefasst:
- 1929 – „Wenn du noch eine Mutter hast“
- 1930 – das Lustspiel „Phlips und Phlaps“
- 1931 – „Der Geächtete“ mit Liedeinlagen.
- 1932 – „Die Dummen werden nicht alle“ (Lustspiel)
- 1933 – „Wenn eine Mutter betet für ihr Kind“
- 1936 – „Das erste Kreuz im neuen Friedhof“
- 1937 – „Mutter und Sohn“ und „Hadamut, die stolze Sachsenmaid“ als Glanzleistung bezeichnet, der bisher (vor dem Krieg) aufgeführten Theaterstücken in Sanktandres.
- 1948/1949 – „Die schwarze Fürstin“
- 1949 – „Kabale und Liebe“. Die Sanktandreser ernteten damit vor dem heimischen Publikum, in anderen Dörfern (Neubeschenowa, Neupetsch, Jahrmarkt, Bakowa) und im Frühjahr 1951 auf der Temeswarer Bühne großen Beifall.
- 1951 – „Der verkaufte Großvater“ von Anton Hamik. Die Presse beurteilte die Aufführung der Sanktandreser Laienspieler als sehr gelungen.
- 1952 – „Das sündige Dorf“, ein Lustspiel in drei Akten von Max Neal
- 1955 – „Die Wunderspritze“ von Hermann-Marcelus, die in Sanktandres und am 18. September in Lugosch zur Aufführung kam.
- 1955 – die Tanzdarbietung „Der klassische Reigen“ mit Beteiligung an einem Kulturwettbewerb
- 1956 – „Ich sin de Herr im Haus“. Es stellte sich die Frage: Wer ist der Herr im Haus – Mann oder Frau?
- 1957 – „Der Kerweihut“ als Ersatz fürs Kirchweihfest
- 1958 – an Silvester die „Taillenweite 68“ von Hans Lucke. Das Stück wurde später noch einmal inszeniert.
- 1958 – „Ja, gibt’s denn so was?“ Das Stück wurde auch in Temeswar aufgeführt. Wilhelm Noll (*1911) erhielt bei einem Kreiswettbewerb den Sonderpreis als bester Darsteller.
- 1958 – „Brandstifter Toni“
- 1959 – „Durchgangszimmer“, aufgeführt am 7. Februar beim Musikantenfest
- 1959 – „Der Dickschädel“ mit dem Untertitel „Die Korbflechter“ von Hans Kehrer
- 1963 – die Komödie „Susi, unsere Kuh“ mit Gastauftritte in Kowatschi, Mercydorf und Neubeschenowa
- 1964 – Lessings anspruchsvolles Lustspiel „Minna von Barnhelm“. Aufführungen auf heimischer Bühne und Gastauftritten in anderen Ortschaften.
- 1965 – „Die drei Eisbären“ von Maximilian Vitus. Als Einleitung des Kulturabends brachte die Sanktandreser Blasmusikkapelle ein Potpourrikonzert dem Publikum zu Gehör.
- 1966 – „Die Spinnstube“ mit der Darstellung alten Brauchtums. Etwa 50 Darsteller standen auf der Bühne. Die Zuschauer wurden von Begeisterung und Wehmut erfüllt, war es doch für viele ein Rückblick in die eigenerlebte Kinder- und Großelternzeit.
- 1968 – Lieder-, Gedichte- und Volkstanzdarbietung mit dem Titel „Lustig ist die Jägerei“
- 1970 – „Braut mit Auto“. Ein Stück hauptsächlich von Rentnerinnen und Rentner aufgeführt. Die Schauspielerin Hannelore Waldeck gab der Veranstaltung den letzten Schliff.
- 1973 – das Singspiel „Ich bin ein Heidekind“ mit Text von Theresia Feil und musikalische Bearbeitung von Werner Albert. Das Lied wird auch heute noch von Sanktandresern gern gesungen (siehe Prosa & Lyrik > Lieder > Ich bin ein Heidekind)
- 1973 – Viele Andreser beteiligten sich bei der großen „Banater-Schwaben-Show“ mit dem Hauptdarsteller Hans Jung. Der Sanktandreser führte auch die Regie. Die Revue fand in vielen Städten und Dörfern eine begeisterte Aufnahme und großen Beifall.
- 1974 – anlässlich des 225. Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe veranstaltete die Sanktandreser Jugend einen „Goethe-Abend“, wobei u.a. auch Goethes Einakter „Die Geschwister“ aufgeführt wurde. Gestaltung und Regie: Studienrätin Theresia Feil und Studienrat Anton Lefort.
- 1974 – gelangte Michael Holzingers Einakter „Abwexlung“ auf die Bühne
- 1976 – wurde das Stücke „Mr macht sich halt Sorche“ von Ludwig Schwarz auf die Bühne gebracht
- 1977 – Hans Kehrers Stück „Mensche um mich rum“
- 1978 – „Die alte Narre sin die schlimmi“ von Michael Holzinger.
Mit der beginnenden Aussiedlung der Deutschen aus Sanktandres ab 1976, begann die Freude, der Elan und das Interesse am kulturellen Leben zu schwinden.
(Zusammenfassung Sanktandreser Heimatbuch und Heimatblatt (8), Text- und Bildbeiträgen von Matthias Weber, Eva Noll, Katharina Bernsteiner, Barbara Hehn und Katharina Moos.
In der neuen Heimat gründeten Freiburger Landsleute (mit Sanktandreser Beteiligung: Roland Ludwig, Käthe und Josef Zippel) eine Theatergruppe, die einige erfolgreiche Darbietungen aufweisen kann.
Aber auch das gemeinsame Singen machte bzw. macht den Andresern hier in Deutschland noch viel Spaß (s. Freiburger– oder Nürnberger Singkreis und die „singAndreser“).
Im Jahr 2019 beteiligten sich Sanktandreser bei der Gestaltung der „Heimattage der Banater Deutschen“ in Temeswar. Die Beteiligten ließen eine Theatervorführung des Temeswarer Deutschen Staatstheaters nicht außer Acht. Sie wohnten dem Theaterstück „Europa“ von David Grieg bei …und dabei erinnerte man sich wieder sehr gerne an die Theaterkindheit und an die Laienspiele von einst zurück.