Brunnen

Der, den es nach Andres zog, hielt so manches Mal zuerst am Brunnen und trank einen Schluck Andreser Wasser. Nicht umsonst hieß es:

Wer Andreser Wasser trinkt, geht so schnell nimmer fort …

Schon die Kleinsten im Kindergarten bekamen in der Pause frisches Wasser vom artesischen Brunnen zu trinken und den Alten diente er als Treffpunkt zum Austausch von Tratsch und Klatsch nach dem Motto: “Hascht schun gheert, was es Neies gebt?“
Den Jugendlichen diente er als abendlicher Treffpunkt und so manches Mal wurde das Wasser vielleicht heimlich aus dem Krug geschüttet, um einen Grund zu haben, noch einmal an den Brunnen zu gehen…

Am Artesibrunne (Gedicht von Matthias Weber)

Vor de Kerch e Brunne steht,
Pauselos uns Wasser spend;
De Wandrer, der voriwer geht,
Kihlt sei Dorscht un wäscht die Händ’.

Gleich aus zwaa Rohr’sich ergießt
Weißes Gold, so klor un hell;
Johrin, johraus sei Wasser fließt:
Artesisch Wasser – Lewensquell.

Am große Becke sammle sich
Kleene Kinner – Bu un Mäd – ,
Jedr’ mit sei’m eigne Schiff
Aus Papier scheen zammgeleet.

Des wor a luschtich, frehlich Treiwe, –
Kinnerlache weithin hallt;
Keener wollt dehemm do bleiwe:
De Brunne haad se in de G’walt.

De Brunne kann gar fill vrzähle-
Er kennt ke Schloof, er kennt ke Ruh –
Zum Brunne tun sich nachts oft stehle
Vrliebte – un de Mond schaut zu.

‘S Wasser plätschert ruhich, heiter,
De Weidebaam wie’t sich im Wind,
Die Stern ziehn ihre Bahne weiter:
Wu Liebe wohnt, do gebt’s ke Sind’.

In Andres gab es mehrere artesische Brunnen – der Berühmteste, weil in der Ortsmitte ansässig, war der Brunnen beim Lay-Schmied, welcher hier auf den Fotos zu sehen ist. Das Wasser lief Tag und Nacht und im Sommer konnte man sogar die Füße in dem zugehörigen Becken abkühlen.
Leider erinnert heute nur noch ein kleiner Steinhaufen an den einstigen Treffpunkt …