Das Kultur- und Dokumentationszentrum in der Schillerstraße in Ulm ist ein Ort, wo u. a. auch die Geschichte der Banater Schwaben festgehalten wird. Dieses Zentrum, das im 2. Stockwerk im Donauschwäbische Zentralmuseum beherbergt ist, verfügt über Dokumentationen, Bilder, Dias und andere wertvolle Nachlässe, die unsere Identität nicht so schnell untergehen lässt. Am 25. November dieses Jahrs hatten Interessierte die Möglichkeit, sich einen Einblick über diese Dokumentationsschätze unserer Kultur und über unsere Existenz zu verschaffen. Ein Tag der Offenen Tür ermöglichte diese Absicht eines Schnupperns im Kultur- und Dokumentationszentrum.
Überraschend kamen mehr Besucher als erwartet, denn auch Unangemeldete fanden noch den Weg zur Schillerstraße 1 in Ulm an diesem Tag. Es war doch eine erfreuliche Nachricht, die uns der Leiter dieses Zentrums, Walter Tonţa, zu verkünden hatte. Nach seiner Tätigkeit als Redakteur der Banater Post trat Herr Tonţa in diesem Jahr dieses Amt an. Er hat noch viel vor, wie er bei seinem ersten Statement im Vorführraum der Einrichtung berichtete.
Viele Bücher und Dokus wie zum Beispiel die Familienbücher und Heimatbücher sowie auch andere Dokumentationen über die Donauschwaben insgesamt haben in den neugeordneten Regalen des Archivs bereits ihren neuen Platz gefunden. Er bat die Vertreter der Heimatsortsgemeinschaften, weiteres Material, das es verdient hat, in das Unvergessene zu gelangen, in die Einrichtung zu bringen. Viele Daten wurden bereits digitalisiert und weitere werden folgen. Man werde nachher über die Homepage des Hauses das Material der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Walter Tonţa wies auf einige Dokumentationen, die dank einer besonderen Recherche uns allen erhalten geblieben sind. Nach den vorgetragenen Aufgaben und Zielen, nach dem Bericht der aktuellen Projekte und Recherchemöglichkeiten im KDZ, führte der Leiter der Institution durch die Räumlichkeiten des Hauses. Tipps und Hinweise zu den Spuren der Vorfahren gab der Jahrmarkter Franz Junginger, der ebenfalls im KDZ beschäftigt ist. Gerda Sieber-Brach und Franz Junginger wurde für langjährige Mitarbeit im Kulturzentrum gedankt.
Am Nachmittag begrüßte Walter Tonţa ausdrücklich die Vertreter der Landesverbände Baden-Württembergs und Bayerns sowie andere Vertreter von Verbänden, die zum Erhalt unserer Existenz beitragen bzw. fördern. Im Vortragsraum befanden sich auch der Referent vom Kulturwerk der Banater Schwaben in Bayern, Dr. des. Michael Nusser, die Kulturreferentin für Südosteuropa an der Stiftung Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm, Dr. Swantje Volkmann sowie die Redakteurin der Banater Post, Halrun Reinholz. Dr. Walter Engel (Dozent, Literaturwissenschaftler und Publizist) und Dr. Franz Metz (Organist, Musikwissenschaftler und Dirigent) sind beste Beispiele, die durch ihre hinterlegten Arbeiten diesen Vorhaben große Bedeutung schenken. Die beiden Herren waren geladen, um an diesem Nachmittag den Teilnehmern Einblick in das Leben von Adam-Müller-Guttenbrunn und in die Temeswarer Musikgeschichte zu verschaffen.
Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber, war auch zugegen und schilderte kurz die Tätigkeiten des Kulturzentrums und überreichte Herrn Dr. Metz die zweithöchstdotierte Auszeichnung der Banater Landesmannschaft, die „Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille“ nämlich. Der Bundesvorstand des banatschwäbischen Verbandes fasste vor ein paar Tagen diesen Beschluss, den Musikwissenschaftler in Ulm zu würdigen. Der Bundesvorsitzende wies sodann auf die Verdienste des Banater Wissenschaftlers hin. Der gebürtige Darowaer nahm die Auszeichnung entgegen und bedankte sich für diese große Überraschung, die dem Verband anscheinend vollkommen gelungen ist, hatte er doch damit wirklich nicht gerechnet.
Die Ehrung mit der Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille gilt als Ausdruck der Dankbarkeit und Anerkennung für Persönlichkeiten mit herausragenden Leistungen um die Banater Schwaben. Diese Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben soll zugleich auch die Verbundenheit des Geehrten mit unserer Volksgruppe sinnfällig machen. Die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille wird als Prägung in Kombination mit einer Anstecknadel überreicht.
Nun referierte Dr. Walter Engel hervorragend zum Thema „Adam-Müller Guttenbrunn (1852 – 1923). 100 Jahre seit dem Tod des ,Volksschriftstellers‘ der Banater Schwaben.“ Sein Vortrag mit vielen Zitaten und Buchvorführungen ließ keine Lücke im Leben des banatschwäbischen Autors aufkommen.
„Temeswar in der großen Musikgeschichte. Berühmte Musiker und ihre Beziehungen zu Temeswar“ betitelte sich der nächste Vortrag, den Dr. Franz Metz sehr detailliert und gekonnt vortrug. Man höre und staune, welch große Komponisten und Musiker dem Banat große Aufmerksamkeit schenkten.
Bei dieser Gelegenheit des Offenen Tages im KDZ Ulm hatte ich die Möglichkeit, mich von den Sanktandreser Nachlässen in dieser Institution zu erkunden. Meine Gefühlswahrnehmung: Zu wenig Material ist von unserem Ort hier hinterlegt. Ich kam zu dem Entschluss, weitere Dokumente dem KDZ zur Verfügung zu stellen. Was ich sehr interessant empfinde, ist, dass mehrere Bilder von der Sanktandreserin Juliana Rausch hier im Museum (DZM) ihren Verbleib gefunden haben. Der Sohn der Malerin, Johann Rausch, sorgte für den wohlverdienten Erhalt dieser Malereien. Vielen Dank. Vermerk: Drei Bilder von der Deportation nach Russland sind für alle Museumsbesucher ausgestellt. Mit Frau Dr. Swantje Volkmann konnte ich kurz ein Gespräch führen, die mir im nächsten Jahr einen Zugang zu den anderen Bildern von Juliana Rausch im Archiv zusicherte.
Zufriedene Gesichter verließen am späten Nachmittag das Kultur- und Dokumentationszentrum, denn sich bestätigt zu fühlen, dass das Festklammern an unserer Geschichte so hervorragend fruchtet, lässt die Hoffnung für unsere banatschwäbische Zukunft aufblühen.