„Luschdiche un ernschte Lieder iwer’s Banat“
So wie die Banater Schwaben keine Schwaben im vollen Sinne des Begriffs sind, so ist auch die banatschwäbische Mundart kein schwäbisches Deutsch. Vielmehr handelt es sich um ein einzigartiges Produkt, das, wie die Banater Schwaben selbst, aus der Verschmelzung verschiedenster deutscher Dialekte bzw. Volksstämme entstand. Dieser Thematik war die Veranstaltung gewidmet, ohne sich allerdings in linguistischen Abhandlungen zu verlieren.
Der Leiter des Hauses (HDO München), Prof. Dr. Andreas Otto Weber, begrüßte am 10. Dezember 2024 die zahlreich erschienen Gäste. Anschließend übergab er das Wort dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter-Dietmar Leber. Dessen Grußwort verdeutlichte die Schönheit und den Fortbestand der Banater Mundart und vor allem aber der ständige Wandel unseres Dialektes. So erzählte er, wie er nach 10 Jahren seinen Heimatort Großsanktnikolaus besucht hat, seinen Nachbarn “de Juri-Bácsi” dort traf und sich mit ihm “uf schwowisch” unterhalten hat. Für ihn kam ganz überraschend eine Feststellung seines dort gebliebenen Landsmannes: “Peter, du redscht nimmi so wie mir gered han”. Beide sprachen den banatschwäbischen Dialekt, nur im Laufe der Zeit etwas abgeändert. Aber wichtig ist, dass unser banatschwäbischer Dialekt noch nach wie vor gesprochen wird. Peter-Dietmar Leber erwähnte auch die Publikationen in der Banater Zeitung in der Pipatsch und in der Banater Post in der Rubrik “Mei Mottersproch”, wo Landsleute auch weiterhin “uf schwowisch schreiwe”.
Nach einer Einführung durch den Kulturreferenten und Leiter des Kulturwerks Banater Schwaben e.V., Dr. des. Michael T. Nusser, rezitierte Rainer Kierer in Orzydorfer Mundart das Gedicht “Es Dunnerloch” (Es Donnerloch) und schilderte damit eine tragische Geschichte “vum Liesche schneide” (das Mähen der Schilfseilen bei den Weiden) im Donnerloch. Ein gut lauschendes Publikum hörte dem Autor dieses Werkes begeisternd zu.
Nun bot Wilfried Michl eine Auswahl von ihm vertonter Gedichte in banatschwäbischer Mundart an, die aus der Feder seines Schulkameraden aus dem Banater Orzydorf, Rainer Kierer (geb. 1953), stammen. Sie drückten in ihrem Heimatdorf acht Jahre lang in derselben Klasse die Schulbank und waren beide tief geprägt von den Erlebnissen ihrer deportierten Eltern. Mit dem Exodus der Deutschen aus dem Banat trennten sich für längere Zeit ihre Wege. An diesem Abend im HDO übernahm Dr. Franz Metz die Klavierbegleitung. Die CD „Luschdiche un ernschte Lieder iwer’s Banat“ ist in diesem Jahr erschienen und leistet einen wichtigen Beitrag, das dialektale Erbe der Banater Schwaben zu bewahren und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Ein wunderbarer Banater schwäbischer Liederabend im Haus des Deutschen Ostens in München. Darunter war die Ballade “Banat ’49” zu hören, in der die Wiederbegegnung einer Heimkehrerin aus der russischen Deportation mit ihrem Kind und den Eltern der Frau thematisiert wird. Es wurden aber auch viele lustige Lieder dargeboten, wie zum Beispiel “E Baure-Bussl”, “Techtlmechtl in de Nacht”, “Mei Wunschkonzert”, “Pipatschlieder” usw. Alles in banatschwäbischer Mundart.
Danke dem Haus des Deutschen Ostens München mit Direktor Prof. Dr. Andreas Otto Weber und Dr. Lilia Antipow sowie dem Banater Kulturwerk für den schönen Abend.
Beim anschließenden Stehempfang wurde viel “schwowisch gered”. Ich konnte mit dem künstlerischen Team mehrere Gespräche führen. Aber auch andere Volksgruppen, zum Beispiel Siebenbürger Sachsen, fügten sich zur banatschwäbischen Volksgruppe und bekundeten ihre Begeisterung dieses Liederabends. Abende in dieser Art würden bestimmt unserer Identitätsfortführung und unserer Kultur gut tun.
Auf dem Foto von links nach rechts: Dr. Franz Metz, Peter-Dietmar Leber, Wilfried Michl, Rainer Kierer, Harald Schlapansky (Vorsitzender des Landesverbandes Bayer der Banater Landsmannschaft), Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Bernhard Fackelmann (Vorsitzender des Banater Kulturwerks Bayern) und Dr. des. Michael T. Nusser.
Fotos: J. Janzer, HOG Sanktandres