Tagung der Vorsitzenden der Verbände der LM

Der Bundesvorstand der Landsmannschaft der Banater Schaben lud zur alljährlichen Tagung der Vorsitzenden der Landes- und der Kreisverbände und der Heimatortsgemeinschaften der Landsmannschaft der Banater Schwaben am 23. und am 24. März 2024 in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) im Donauschwabenhaus ein. Auch in diesem Jahr wurden wieder wichtige Bereiche des Wirkens von banatschwäbischen Verbänden und Einrichtungen im Banat und in Deutschland thematisiert.

Grußwort der Stadt Frankenthal
Nach der Begrüßung der Gäste und Teilnehmer durch die HOG-Sprecherin im Bundesvorstand, Anita Maurer, ergriff der Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal das Wort. Der Ortsvorsteher Dr. Nicolas Meyer fand wirklich treffende Worte zu unserer Geschichte und betonte immer wieder, dass “Zukunft Herkunft braucht” und berührte damit die Gefühle der zahlreich erschienenen Teilnehmer. Mehr als 150 enge Vertreter der Verbände waren in diesem Jahr anwesend. Sie haben mit einem lang anhaltenden Applaus die Rede des Bürgermeisters gewürdigt. Der Vorsitzende des Bundesvorstands, Peter-Dietmar Leber, bedankte sich bei Herrn Dr. Meyer für die emotional vorgestellte Rede. Der Vorsitzende überreichte dem Bürgermeister ein kleines Präsent als Dankeschön.

Vortrag: Landsmannschaft im Wandel – eine Agenda für morgen
Nächstes Jahr wird die Landsmannschaft ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Es gibt keinen zweiten Verband in der Geschichte der Banater Schwaben, der über eine so lange Zeit so umfassend und übergreifend tätig gewesen ist. Es gilt, das Bewusstsein zu erhalten, die Verantwortung zu übertragen für all das, was in 75 Jahren – materiell und immateriell – geschaffen worden ist. Der Vorsitzende spornte die Vertreter der Verbände mit der Weisheit “Wenn wir nichts tun, wird es uns nicht mehr geben” an. Nur gemeinsam können wir unsere Ziele weiterhin erreichen.
In der darauffolgenden Aussprache wurde die Bedeutsamkeit der Internetpräsenz unserer Verbände betont, deren Inhalt man durch eine Verschlüsselung zum Speichern bringen kann und somit eine Weitergabe an ein Institut ermöglicht, um unsere Identität auch weiterhin über Jahrzehnte zu bewahren.
Doppelte Staatsbürgerschaft der emigrierten Banater Schwaben, obwohl sie als staatenlose Bürger einst Rumänien verließen, beunruhigte den einen oder anderen Teilnehmer. Mir persönlich scheinen diese vorgetragenen Situationen in der heutigen europäischen Zeit nicht mehr von großer Relevanz zu sein. Könnten sich vielleicht unsere Nachkommen sogar an dieser heutzutage veranschaulichter Ahnenherkunft, irgendwann mal festklammern. Die Welt bewegt sich von Tag zu Tag in einer gewissen Unruhe.
Bernhard Fackelmann, Vorsitzender des Banater Kulturwerks in Bayern, erläuterte kurz die Aufstellung und Zielrichtung des Vereins. Man ist bestrebt auch weiterhin, die eingereichten Anträge ordnungsgemäß zu bearbeiten, die Antragsteller zufrieden zu stellen und somit die Qualität des kulturellen Schaffens erfolgreich zu fördern, sagte Herr Fackelmann. Er bedankte sich abermals bei der bayerischen Staatsregierung für diese besondere finanzielle Unterstützung.

Die Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung und das Banater Hilfswerk stellen sich vor
Erna Paler, die Vorsitzende AMG-Stiftung, erläuterte die Arbeit dieser Einrichtung, deren Vermögen der Förderung bestimmter Zwecke dient. Die Organisation wurde 1994 gegründet. Frau Paler schilderte detailliert das Leben des Seniorenzentrums in der Gheorghe-Lazăr-Straße in Temeswar sowie auch die Einrichtungen in den Ortschaften Sanktanna, Bakowa, Billed und Großsanktnikolaus.
Seit Kurzem haben das Banater Hilfswerk e. V. und die Banater Landsmannschaft auch einen festen Standort in Temeswar im Adam-Müller-Gutenbrunn-Haus. Die Leitung dieser Niederlassung hat Walter Altmayer inne. Dienstag und Donnerstag ist er im Haus erreichbar und steht den Hilfesuchenden sehr gerne zur Verfügung. Herr Altmayer berichtete ausführlich von den Aktivitäten beider Institutionen im Banat.
Sodann meldete sich Nikolaus Rennon zu Wort. Er ist der Vorsitzende des Banater Hilfswerks. Er betonte die Errungenschaften dieses Vereines und wies auf das Banater Nischbach-Haus in Ingolstadt hin, wo viele alte Leute – vor allem aus der ehemaligen Banater Heimat – sich hier sehr wohlfühlen. Zur Info: Am 13. Juli findet hier das diesjährige Sommerfest statt.
Die Leiterin des Ingolstädter Seniorenheims, Christine Schneider (eine Glogowatzerin), zeigte anhand eines kurzen Films die Gliederung des Heimes, u. a. Zimmer in der Pflege, die Rahmenbedingungen, die Appartements, mögliche Raumaufteilungen etc.

Heimatdiözese und Heimatortsgemeinschaften
Für diesen Vortrag konnte man den Diözesanarchivar des Temeswarer Bistums, Dr. Claudiu Călin, gewinnen. Gleich zu Beginn betonte er, wie wichtig es sei, gute Zusammenarbeit mit den Heimatgemeinden im Banat zu pflegen, denn die Banater Schwaben hätten sehr gute Eindrücke hinterlassen. Er wies auf die Arbeit der Sanktandreser HOG hin, die im vergangenen Jahr mit den heutigen Bewohnern des Ortes ein gemeinsames Fest organisierten und ein sehr gutes Bild einer freundschaftlichen Begegnung hinterließen. Die Zusammenarbeit mit den Kirchen, Schulen und Gemeindebehörden lohne sich allemal. Er stellte anschließend die Heimatdiözese vor. Im Temeswarer Bistum sind 91 Priester zur Zeit tätig. In Rumänien leben 12.612 Deutsche, die sich zur röm.-kath. Konfession bekennen, wobei bei der letzten Volkszählung 22.907 Deutsche gezählt wurden, davon 8.048 im Banat und davon wieder 4.684 im Kreis Temesch. Herr Călin regte an, zwei- oder mehrsprachige Broschüren herauszubringen, die die Ortsgeschichte von einst und heute widerspiegeln. In der anschließenden Aussprache konnte Dr. Claudiu Călin wichtige Fragen der Vertreter der banatschwäbischen Heimatortsgemeinschaften beantworten. Für seine stetige Hilfsbereitschaft im Banat und jetzt auch vor Ort bedankten sich zahlreiche Teilnehmer.

Die DBJT stellt sich vor
Der Vorsitzende des Jugendforums, Patrick Polling, war umringt von seinen Vorstandsmitgliedern, die gekonnt und modern ihre Aktivitäten in den Trachtenvereinen, bei Brauchtumsseminaren, im Sport usw. vorstellten. Anschließend fand auch eine Befragung statt, die zum Mitmachen anregte.

Friedhof und Friedhofpflege
Die Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften Bogarosch (Ewald Spang), Orzydorf (Eduard Ortmann), Großjetscha (Dr. Ing. Norbert Neidenbach), Guttenbrunn (Hiltrud Leber) und Sanktandres (Johann Janzer) stellten ihre Heimatfriedhöfe vor und berichteten von dem Erhalt dieser Denkmäler. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, unsere erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre auf dem Sanktandreser Gottesacker darzustellen.

Verbandsgliederungen stellen sich vor
Am zweiten Tag berichtete die Vorsitzende der HOG Blumenthal-Fibisch, Dorothea Schlimmer, von ihrem Verein. Die Feier im Jahr 2023 war hauptsächlich ihr breitgefächertes Thema. Sie glaubt, diese Feier niemals mehr toppen zu können. Man solle aber niemals nie sagen. Frau Schlimmer bedauert sehr, dass es der Gemeinde Blumenthal in all den Jahren nicht gelungen ist ein Familienbuch herauszubringen. Je länger man diese Angelegenheit verzögert, umso schwerer ist diese Sache zu lösen, da der immer strengere Datenschutz solch ein angestrebtes Vorhaben zum Scheitern bringen wird.
Anton Michel, der Vorsitzender des Kreisverbandes Heilbronn der Banater Schwaben, hielt Rückblick auf die ruhmreichen Jahre des süddeutschen Vereins. Die Corona-Zeit hat den bis dahin sehr erfolgreichen Verein zurückgestellt. Man hoffe jedoch mit viel Mühe, den Kreisverband wieder einigermaßen erfolgreich aufzubauen.

Allgemeine Aussprache / Themenfindung
Die Redakteurin der Banater Post, Halrun Reinholz, gab Tipps zu den Berichterstattungen, zum Aufbau der Beiträge, zur Veröffentlichung von Bildmaterial, zur Einhaltung des Redaktionsschlusses usw. Sie bedauerte auch die schleppenden Postsendungen, die dann zu Verspätungen des Erhalts der Zeitung führten.
Vertreter einiger HOGs deuteten auf ihre besonderen Veranstaltungen in diesem Jahr hin. Die Sanktmartiner werden dieses Jahr ihre 300-jährige Ansiedlung diesmal in Franken (Gerolzhofen) feiern. Die HOG Deutschsanktpeter setzte ihre 300-Jahrfeier und das Jubiläum der Kirche im Banat auf den 29. Juni. Ende Juli (26.-28.) werden in Perjamosch 300 Jahre seit der Ansiedlung der Deutschen gefeiert und Guttenbrunn wird am 3. und 4. August das gleiche Jubiläum festlich begehen. Auch die HOG Lowrin wird am 3. August, einem Tag vor der Wallfahrt der Deutschen nach Maria Radna, ein Kirchweihfest in ihrer Heimatgemeinde erleben. Astrid Weisz, Redakteurin von der ADZ und Radio Temeswar, kündigte für die Zeitspanne 4.-6. Oktober ein kulturelles Fest auf dem Temeswarer Freiheitsplatz an.
Einige Anwesenden finden es schade, dass durch den immer strengeren Datenschutz eine vertraute Gemeinschaft allmählich in die Brüche geht. Gerade die Senioren, die auf die bisher gewohnten Glückwünsche warten, werden immer wieder in der heutigen Zeit enttäuscht. Es ist eben nicht mehr, wie es mal war.

Um die Mittagszeit wurde die Tagung geschlossen. Allen Anwesenden dürfte ein Zitat von Monika Kühn-Görg (Autorin, Lyrikerin, Aphoristikerin) zum Denken veranlassen: “Ein gemeinsames Ziel erreichen wir nur miteinander, nicht nebeneinander und nicht hintereinander.”
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Liebe Landsleute,
heute habe ich mit Absicht meinen Beitrag ohne Bilder erstellt. Wie trostlos ist doch die Berichtsseite ohne Farbe! Das hat aber seinen Grund. Nach einer Zensur eines Berichtes, den wir vor mehr als einem Jahr auf unserer Website veröffentlichten, sind wir angezeigt worden und müssen wegen Gebrauch eines immateriellen Schutzgegenstandes mit einem Schadenersatz rechnen. Der Schutzgegenstand ist ein Foto vom schrecklichen Krieg in Europa. Es sind Bilder, die uns doch tagtäglich vor Augen geführt werden. Und wir verdammen Kriege! Für Hilfesuchende dieses aktuellen Krieges hat unsere Gemeinschaft zu Beginn des Krieges in Europa gespendet, denn: “Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.” (Johann Wolfgang von Goethe).
Unser Verein lebt von Spenden für einen guten Zweck und von viel, viel ehrenamtlicher Arbeit. Geldverdienen in schrullenhafter Art ist nicht unser Ding. Mit absonderlichen Art Geld zu verdienen: Werden da nicht vielleicht Vereine, die auf ein friedliches Miteinander hinarbeiten, ihrer Existenz beraubt? Auch in diesem Fall sollte ein Zitat von Monika Kühn-Görg auf Ohr stoßen: “Miteinander können wir vieles, nebeneinander können wir manches, gegeneinander zerstören wir vieles.”

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