30 Jahre Banater Zeitung in der ADZ

Wir können uns alle noch gut an die NBZ (Neue Banater Zeitung), das Nachfolgeblatt von der “Wahrheit”, erinnern, die ab 1968 erschienen ist. Es war nämlich unsere deutschsprachige Lokalzeitung im kommunistischen Rumänien, ein Organ des Kreiskomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei. Die Mehrheit der Banater Schwaben spickte sich zum Lesen natürlich nur die Artikel heraus, die tatsächlich realistisch und wahrheitsgetreu informierten. Es wurde eine sehr gute journalistische Arbeit geleistet, aber diese ideologischen Vorgaben für die Redakteure des Blattes waren unausweichlich. Aktuelle Sportbeiträge hatten einen hohen Stellenwert. Besonders unterhaltsam war die Sonntagsbeilage die “Pipatsch”. Hier konnte die NBZ-Redaktion mit viel Humor und Geschick dieser angeordneten Marschrichtung der RKP irgendwie aus dem Weg gehen.
Das Layout der NBZ hat sich immer wieder verändert. Die kommunistische Propaganda blieb uns jedoch erhalten. Die Revolution im Jahr 1989 war dann der Untergang der NBZ.

Vor 30 Jahren (1993) machte ein anderes Format der deutschsprachigen Lokalpresse von sich reden. Seit 3 Jahrzehnten erscheint die BANATER ZEITUNG wieder. Sie erscheint nun als Beilage in der “Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien.”
Jeden Mittwoch werden hiermit die lokalen Ereignisse wie Neuigkeiten aus den Kreisen Temesch, Arad, Reschitza und Sathmar, Reportagen, aktuelle Kommentare, Leserbriefe, Berichte übers Banater Brauchtum usw. in die Öffentlichkeit getragen. Was man unbedingt erwähnen muss: Die PIPATSCH blüht dank einer Banater Schwäbin, Frau Helen Alba, auch heute noch. Die Sanktandreser sind stolz, des Öfteren in diesem Blatt vertreten zu sein (s. Sanktandres in der ADZ/BZ/Pipatsch – Andreser in de Pipatsch). Wenn Frau Alba heute mit der “Goldenen Nadel” des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat ausgezeichnet wird, so hat sie es in hohem Maße auch wirklich verdient. Helen Alba sorgt bereits seit Jahren dafür, dass das Banatschwäbische nicht in Vergessenheit gerät. Glückwunsch und Danke!

Die Zeitungsmacher von heute sind: Siegfried Thiel (Redaktionsleiter), Dana Miculescu, Ștefana Ciortea-Neamţiu, und Balthasar Waitz. Hinter der Kamera: Zoltán Pázmány.

Zur Info: Die ADZ mit der Banater Zeitung sowie Pipatsch als Beilage kann man auch bestellen und bekommt sie dann regelmäßig als PDF zugeschickt. Wer Interesse hat, kann gerne folgenden Link aufrufen: https://adz.ro/shortcuts/abos/online-abo. Man ist damit gut bedient, denn man wird hervorragend informiert und ein Stückchen Vergangenheit bleibt uns erhalten.

Die Banater Zeitung feiert heute, den 17. November, im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar 30 Jahre als Tochterzeitung innerhalb der ADZ.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

Der Vorstand der HOG Sanktandres

In der heutigen Ausgabe der BANATER ZEITUNG berichtet der Redaktionsleiter Siegfried Thiel:

Wir, die BZ, heute

Mit dreißig hat man einen festen Platz in der Gesellschaft, einen Arbeitsplatz, wohnt unter Umständen nicht mehr zur Miete, hat relativ klare Vorstellungen von der Zukunft, und auch Lust auf Neues. So ähnlich verhält es sich mit der Banater Zeitung, die eine Woche später als zunächst geplant ihren Geburtstag feiert und mit dieser Spezialausgabe am heutigen Freitag aufwartet.

Zurück zum 30. Lebensjahr, sprich: Existenzjahr der Banater Zeitung. Wir haben unser genaues Profil, wissen, was wir als Tochter-Zeitung der ADZ wollen und sollen. Wir sind selbstständig und vervollständigen das Produkt Allgemeine Deutsche Zeitung und haben nach Absprache mit unserem Herausgeber und im Sinne unserer Leserschaft eine klare Vorstellung von unserer Aufgabe. Wir haben eine eigene Bleibe, ein Faktor, der zusammen mit der ständigen Kommunikation mit unserem Herausgeber das A und O unserer Existenz ist. Deshalb ist hier der beste Anlass, DANKE zu sagen, an das Banater Forum und an das Landesforum, dass wir einen geräumigen Sitz in guter Lage, mit aller Ausstattung haben. Wir sehen die Geburtsstunde unserer Zeitung am 10. November 1993, beim Neuanfang einer Banater Zeitung, deren Vorgänger-Publikationen innerhalb weniger Monate nacheinander eingegangen waren.

Die heutige Banater Zeitung hat an jenem erwähnten 10. November ihre Geburtsstunde, weil sie mit einem neuen Namen auftauchte, mit einem neuen Logo und innerhalb der ADZ. Von dem damaligen Team, das die ersten Seiten verfasste, sind noch der Schreiber dieser Zeilen dabei und Helen Alba. Helli hat den Tagesablauf im Journalismus schon seit einiger Zeit aufgegeben, aber sie macht eigentlich gefühlt, „wie seit eh und je“ die Pipatsch. Die anderen Kollegen von heute sind nach und nach dazu gekommen oder wieder dazugekommen und haben das Team verstärkt und verbessert. Wir begannen in einer Zeit, als Fotos im Umschlag mit dem Lokführer nach Bukarest verschickt wurden. Der Fotoreporter arbeitete noch in einer Dunkelkammer und die Redakteure schrieben auf klapprigen Schreibmaschinen. Wir haben in diesen 30 Jahren – mit vier Redaktionsumzügen – viel erlebt, erfahren und gelernt. Nur deshalb wohl gelang es, überhaupt diese Zeit zu überbrücken.

Deshalb war es auch möglich, die Seitenanzahl von vier auf acht aufzustocken. Heute machen wir in einem Anflug von Waghalsigkeit mit dem kleinen Redaktionskollektiv manchmal ganze zwölf Seiten. Wir haben in diesen Jahren einen tollen Beruf erlebt, interessante Menschen kennengelernt, Fehler gemacht, die man als Zeitungsmensch nicht verbergen kann, wie das in manch anderen Berufen der Fall ist.

Heute rückblickend: Geblieben sind vor allem die WOW-Sachen, die Treffen mit Ausnahmepolitikern, Künstlern und Sportlern. Wir erinnern uns auch an verzweifelte Menschen, die durch Unwetter ihr sprichwörtliches Hab und Gut verloren hatten. Wir erinnern uns heute mit einem Lächeln auch an unflätige Gesprächspartner, an solche, die uns versetzt oder belogen haben, an ein Rudel Hunde, das uns im knöcheltiefen Schlamm verfolgte.

Es ist heute bloß eine andere Art, den journalistischen Aufgaben nachzukommen, aber im Grunde unterscheiden wir uns so gut wie gar nicht von unseren Vorgänger-Kollegen, die in ihrem Dienst mehr gemacht haben, als nur einen Arbeitsplatz belegt, der ihnen die Existenz sicherte. Wir alle haben vor allem der deutschen Gemeinschaft die Treue gehalten, indem wir das auf Papier brachten und verewigten, was die Banater Deutschen als Kulturgut würdigen. Ihr, verehrte Landsleute und Leser, habt Geschichte geschrieben und wir haben diese mitgeschrieben. Wir waren Zeitzeugen und Begleiter unserer banatschwäbischen Kultur. Deshalb sollte auch jeder verstehen können, warum wir vehement dagegen steuern, wenn jemand sich in der Wortwahl vertut. Es ist doch völlig legitim zu reagieren, wenn hier jahrhundertealter Brauch gepflegt wird, und wir dann als Nazi beschimpft werden, wir sind geradezu verpflichtet, den Zeigefinger zu heben, wenn gerade die Deutschen in Temeswar oder im Banat sich aus irgendwelchen Gremien ausgeschlossen fühlen, oder wenn die Deutschen, wohl aus Unkenntnis einiger, abwertend als „minoritate minoră“ bezeichnet werden. Gerade in diesen Themen sehen wir, als Banater Zeitung, unsere allererste Aufgabe. Weltpolitik überlassen wir dann gerne anderen. Wir blicken mit kritischem Auge hier auf unser Banat und auf ihre deutschen Bewohner. Dass die ADZ aus der Chefetage uns diese Entfaltungsgrundlage gewährt und als Alternative für aktuelle Tagesnachrichten flexibel auf drei Lokalseiten umsattelt, sei hier ganz besonders und lobenswert erwähnt. Mit Lesertreffen, mit unserer Wurstverkostung, mit Schüler- und Jugendprojekten, mit Broschüren, um in Organisationen und Vereinen die Arbeit zu verbessern, tun wir weitaus mehr, als nur das Tagespensum abzuhaken. Dazu unser Projekt mit den geschenkten Abos durch die ausgewanderten Banater Schwaben. Damit machen wir viele weniger betuchte Landsleute glücklich.

Sicher ist Zeitung machen nicht immer ein Wunschkonzert und wir können nicht allen Erwartungen gerecht werden. Aber dass wir ein offenes Ohr für Sie haben, und dass wir Ihnen gewogen sind, dass wissen Sie, als unsere Leser, wohl ohnehin. Wenn wir uns gegenseitig die Treue halten, wenn unsere freien Mitarbeiter weiterhin an der Gestaltung der Banater Zeitung teilhaben, dann hege ich durchaus die Hoffnung, dass weder unsere, noch die nächste Generation das Licht des Deutschtums im Banat ausblasen wird.

Siegfried Thiel,
Redaktionsleiter

Wer Klartext redet, riskiert verstanden zu werden.

WEITER SO!


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