“Geschichte, Mundart und Banater Persönlichkeiten”

Die Präsentationstafel der Banater Landsmannschaft machte durch die 60. Kulturtagung der Landsmannschaft des Landesverbandes Baden-Württemberg zwischen dem 15. und 16. November im Haus der Heimat in der Schlossstraße in Stuttgart allen Anwesenden, etwa 50 Personen, klar, wie sehr Kultur, Brauchtum, Geschichte, Gemeinschaft und Begegnung für den Verband an Bedeutung haben. Immer neue Themen lassen seit Jahren die Interessierten der Tagungen erstaunen.
In diesem Jahr war die Tagung auf Banater Geschichte, auf Mundart sowie auf Banater Persönlichkeiten fokussiert. Das Publikum konnte die Vielfältigkeit der Themenauswahl feststellen und individuell jedes Referat richtig genießen.

Samstag, 15. November 2025

An der Tagung nahm die stellvertretende Bundesvorsitzende der Banater Landsmannschaft Christine Neu teil.

Der Landeskulturreferent des Verbandes, Hans Vastag, eröffnete die Kulturtagung und gab die Einführung in das Tagungsthema.

Anschließend begrüßte der Vorsitzende der Banater Landsmannschaft des Landesverbandes Baden-Württemberg, Richard S. Jäger, die Gäste im Saal.

Die Banater Geschichte machte den Anfang im Programm der 60. Tagung in diesem Jahr. Die Luftschifffahrt im Banat, ereignisreich auf dem Sanktandreser “Hottar” zwischen 1915 und 1917 gelebt, aber auch das Erinnern an jene Zeit, beschäftigten Hans Janzer, Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Sanktandres, sehr intensiv in seinem einstündigen, bestückten Vortrag mit viel Dokumentationsmaterial. Für die erschienenen Sanktandreser Landsleute dürfte die Präsentation des Andreser Referenten von besonderem Interesse gewesen sein. Aber auch andere Teilnehmende staunten über die Tatsache, dass Zeppeline im Banat präsent waren. Janzers Präsentation erstreckte sich von der Zeit der Landung des ersten Zeppelins im Banat bis zur Auflösung der Luftschifffahrtsmission des Königlich-Sächsischen Luftschifftrupps LT 14 im Jahr 1917.

Vor einer Woche durfte ich in Füssen mit voller Begeisterung dem Zeppelin-Musical beiwohnen. Dieses deutsche Ereignis – für mich ebenso auch eine Banater Zeppelin-Geschichte – habe ich gerne in meine Einleitung meines Referats mit eingebunden. Es sollte wirklich lückenlos diese einmalige Banater Geschichte ins Rampenlicht gerückt werden. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, die Anwesenden im Haus der Heimat zu begeistern.
Die traditionelle Feier dieses Geschichtsereignisses in Temeswar und Sanktandres fand bei den Anwesenden im Saal einen positiven Anklang.

Nach einer kurzen Pause präsentierte Viktoria Decker das Thema “Nikolaus Lenau – 175 Jahre seit seinem Tod”.
Die Referentin berichtete ausführlich vom Leben des renommierten Dichters. Immer wieder wurden Gedichte von Lenau vorgetragen. Auch das vertonte Gedicht “Die drei Zigeuner” fand musikalisch einen Platz. Aufmerksame Zuhörer lauschten dem Lied.


Ich konnte den Beitrag mit dem vertonten Gedicht “Einst und jetzt”, gespielt von den Freiburger Eisenbahnern unter der Leitung von dem Sanktandreser Sepp Zippel, untermalt von einem Vortrag von Helmine Bleiziffer, geb. Ludwig in Sanktandres, abspielen.

Das letzte Referat am Samstag hielt Dr. Reinhard Müller. Sein Thema: Der Pädagoge Klaus Giehl: “Ein Weltbegriff von Schule”.
Sechs Punkte umfasste sein Vortragsgebiet: 1. Unverstandene Schule, 2. Die Schule vor dem Weltbegriff der Philosophie, 3. Prof. Klaus Giehl, geb. in Johannisfeld, 4. Schülerinnen “machen”, 5. Das Aufgebot der Schule und 6. Der Weltbegriff der Schule.


Der philosophische Vortrag zum Thema Schule endete mit der Feststellung: … Vernunft wird praktisch (auch und erst) wenn sie Lehre wird.
Anschließend wurde zusammen mit dem Publikum die Rolle des Lehrers heutzutage diskutiert.

Zum Abschluss des ersten Tages dieser Kulturtagung kam ein Klavierkonzert zur Austragung. Die Pianistin Christine Hennrich aus Mannheim und der Pianist Nikita Morozov aus Moskau, der in Stuttgart lebt und erfreulicherweise den Banater Chor in Stuttgart seit Neuestem leitet, spielten Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin, Claude Debussy und Jean Sibelius. Gleich zu Beginn des Konzertes stellte Morozov die Komponisten einzeln vor.

Mit feinfühligem Anschlag und großer stilistischer Klarheit widmete sich Christine Hennrich einem klassischen Programm, das drei Höhepunkte der Wiener Klassik und Romantik vereint.
Klaviersonate F-Dur KV 332. Diese lebensfrohe und tiefempfundene Sonate entstand vermutlich 1778 in Paris.

Nikita Morozov präsentierte drei musikalische Juwelen. U. a. spielte er Nocturne h-Moll Op. 9 Nr.1 von Chopin, eine Nocturne voller Innigkeit und dramatischer Schatten, ein Werk, das zu einem Kleinod der romantischen Klavierliteratur wird.

Somit endete der erste Tag der Kulturtagung mit wunderschöner Klaviermusik, vorgetragen von den beiden Musikkünstlern.

Sonntag, 16. November 2025

Banater Persönlichkeiten

Dr. Mathias Plack referierte über einen Banater Dichter aus Blumenthal, geboren 1898: Peter Barth, den man zurecht auch Heimatdichter nennen darf.


Frau Hess las zwischendurch immer wieder Gedichte vor, die viele Besucher an die banatschwäbische Geschichte mit all ihren positiven und negativen Facetten anrührten.


Die Schwiegertochter des Dichters, Elisabeth Barth, war auch zugegen und bedankte sich bei Dr. Plack für den ausführlichen Bericht über das Wirken und Leben ihres Schwiegervaters.

Einer der größten Literaten und somit auch eine große Persönlichkeit der Banater Schwaben, Adam Müller-Guttenbrunn, war ein Thema der diesjährigen Kulturtagung.

Guttenbrunn und das AMG-Haus in Temeswar auf einer Briefmarke, herausgebracht von der rumänischen Post

Über Adam-Müller-Guttenbrunns Persönlichkeitsdarstellung in Österreich, Deutschland und in Rumänien referierte Hans Vastag.
Eine Stiftung, die zahlreichen Gedenkstätten und die nach ihm benannten Institutionen und Straßen u. v .m., bezeugen ein großes Ansehen des Banater Schriftstellers, Bühnenautors und Theaterdirektors in den vorhin genannten Ländern in Europa.

Über Mundart referierte Dr. Rudolf Bühler vom Dachverband der Dialekte Baden-Württemberg.

Der Referent startete mit einer Tonaufnahme eines Sprechers, (ca * 1895) in banatschwäbischen Dialekt aus dem Jahr 1955. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass es sich um eine Erzählung eines Hochzeitsablaufes aus Semlak aus dem nördlichen Banat handelte.

Auf die Materie eingehend, verdeutlichte Dr. Bühler mit dem Argument, dass “Der Anfang das Wort war”. Er las aus der babylonischen Geschichte ein Fragment vor, und kam aus biblischer Sicht zur Entstehung der Sprachvielfalt.

Anhand einer baden-württembergischen Landkarte führte er die Strukturen der Dialekte im Ländle auf, die vom Oberreihn-Alemannischen bis zum Fränkischen reichen. Auch der situative Gebrauch einer Sprache bei Behörden, bei Bekannten, Freunden und in der Familie wurde aufgezeichnet. Es wurden verschiedene Aussprachen von Wörtern und deren Herkunftsgebiete erläutert. Zum Beispiel das Wort Metzger, das auch ein Fleischer, ein Schlachter, ein Fleischhauer, aber auch ein Fleischhacker sein kann, je nach Herkunftsgebiet.

Dr. Bühler beendete seinen Vortrag mit dem Wort Adieu (auch ade, ada, adjö, adje, ädi, adet und ähnlich) einem Abschiedsgruß, der sehr häufig in Europa benutzt wird. Das Wort setzt sich aus den beiden französischen Wörtern à „bei“ und dieu „Gott“ zusammen. Wir Andreser sagen: Adje.

Gegen 13 Uhr endete die 60. Kulturtagung im Haus der Heimat Stuttgart. Viel, sehr viel haben die Teilnehmer über die Banater Geschichte, über die Banater Mundart und Banater Persönlichkeiten erfahren. Vor einem endgültigen Adieu gab es – wie sich nach Banater Art gehört – ein deftiges Mittagessen mit Kartoffelsalat und einer Banater Bratwurst.

Den Organisatoren der Kulturtagung 2025 sei auf diesem Wege herzlich gedankt. Adieu, adje bis zum nächsten Mal.

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