Leichenbestattungsverein

Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Erinnerung.

Gründungstag des Sanktandreser Leichenbestattungsvereins ist der 16. Februar 1889. An diesem Tag wird ein Requiem, das vom Verein bestellt und ihm zu Ehren abgehalten wird zelebriert. Am selben Tag fand die konstituierende Versammlung des Vereins unter der provisorischen Leitung des Pfarrherrn Joh. Nep. Oszetzky als Präses und des Lehrers Franz Zippel als Schriftführer statt. Dabei wurden die Statuten besprochen und dem Innenministerium zur Genehmigung eingereicht. Das satzungsmäßige Bestehen des Vereins wurde am 7. April 1890 bestätigt. Mit über 900 Mitgliedern hat der Verband seine Tätigkeit aufgenommen.

Zu Ehren des 25 jährigen Bestehens des Vereins (1914) sind die Verdienste folgender Männer hervorzuheben: Anton Jost (eingeheiratet aus Großjetscha), Johann Karbach, Pfarrer Oszetzky, die Lehrer Josef Besser und Franz Zippel, Georg Noll u.a.

Die Satzung des Vereins sieht eine Taxe (Beitrittsgeld) für die dem Verein beitretenden Personen vor und die Einrichtung von kleinen Beiträgen. Dabei gewährt ihnen der Verein außer den Requisiten (Bahre, Trauertücher, Fahnen, Leichenwagen usw.) die Tilgung der Gebühren für den Pfarrer, Kantor, und Messner und den Lohn für die „Dienerschaft“ (Inkassant, Fahnenträger, Sargträger und Fuhrmann des Leichenwagens). Ein eventuell noch bleibender Rest von der den Vereinsmitgliedern zustehenden Summe, wird den Hinterbliebenen bar ausbezahlt.

Die großen Veränderungen nach dem I. Weltkrieg wirkten sich verändernd auf den Leichenverein aus. Der Ausschuss beschloss die Änderung der Statuten. Die Anwesenden entschlossen sich am 21. Dezember 1925 für eine Neugründung des Vereins. Mit deren Leitung betraute man Johann Jost, Mathias Hubich, Josef Seif und Michael Lay, während dem Komitee zu Ausarbeitung der neuen Statuten noch Michael Kollmann sen., Jakob Jung sen., Nikolaus Wiener und Anton Till sen., angehörten. Auch der Rechtsanwalt Dr. Franz Noll wurde herangezogen. Nach einer gründlichen Überlegung haben die Statuten eine endgültige Form angenommen und wurden dem Ministerium zur Genehmigung eingereicht. Diese Satzung hat bis heute ihre Gültigkeit bewahrt.

1928 beschloss man im Ausschuss den Ankauf von Sommermasken für die Pferde, die den Leichenwagen ziehen.

1929 und 1930 beschloss man nicht nur an der Kirche sondern auch am Haus des Verstorbenen eine schwarze Fahne anzubringen und einen Trauervorhang an der Eingangstür zur Wohnung in der der Tote aufgebahrt ist, anzuhängen.

Im April 1936 war der Brunnen fertig, der unweit vom Wagenschuppen hinter dem Friedhofeingang auf der linken Seite errichtet wurde. Der Brunnen wurde bis nach dem II. Weltkrieg benützt. Nachher wendete man sich an Apollonia Schulz und bat sie um die Erlaubnis, das notwendige Wasser für die Wagenwäsche ihrem Brunnen zu entnehmen.

1938 beschloss man zu Ehren des 50 jährigen Bestehens des Leichenbestattungsvereins ein Jubiläumsbüchlein herauszugeben. Die Fünfzigjahrfeier wurde durch ein Requiem und die festliche Abhaltung der 50. Ordentlichen Generalversammlung begangen.

In der Generalversammlung vom 16. Februar 1950 beantragte Mathias Zornek, dass man in Sanktandres eine Tafel an dem Fahnenpfosten vor der Kirche anbringen könnte, worauf der Name der verstorbenen Vereinsmitglieder geschrieben werden sollte. Dem Antrag wurde Folge geleistet.

Im Februar 1965 wurde die Anschaffung von großen Kerzenständern beschlossen, die bei sämtlichen Sterbefällen zusammen mit der Fahne, den Trauertüchern und der Bahre im Trauerhaus gebraucht werden.

Als im Jahre 1989 der Verein sein hundertjähriges Bestehen begehen konnte, hat unser Landsmann Heinrich Lay ein Büchlein mit dem Titel „Hundert Jahre Sanktandreser Leichenbestattungsverein, 1889-1989“ verfasst. Dieses Buch kann käuflich noch bei der HOG Sanktandres erworben werden.

Die Generalversammlung des Leichenvereins mit der Jahresbilanz für das Jahr 2008 fand am 22.02.2009 im Nationalhaus statt. Das Requiem für die verstorbenen Mitglieder fand in der röm.-kath. Kirche statt. Es wurde in drei Sprachen von einem röm.-kath. Pfarrer zelebriert: rumänisch, deutsch und ungarisch. Zu diesem Zeitpunkt registrierte man 292 Vereinsmitglieder. Volkszugehörige: 44 deutsche, 225 Rumänen, 18 Ungarn, 1 Serbe und 4 andere Volkszugehörige.

Inventar des Leichenbestattungsvereins:

  • zwei Bahren und die dazu gehörenden Überzüge
  • Kerzenständer
  • zwei Fahnen, um das Trauerhaus zu kennzeichnen,
  • eine Trauerfahne, die an der Kirche angebracht wird,
  • eine Vereinsfahne, die der Fahnenträger beim Begräbnis trägt,
  • eine Garnitur Pferdegeschirr,
  • vier Pferdetrauermasken,
  • einen hundert Jahre alten schönen, barocken Leichenwagen,
  • einen Schlitten für den Fall, dass hoher Schnee liegt,
  • einen Wagenschuppen, um die Inventarstücke aufzubewahren und
  • je zweimal sechs Garnituren Dienstkleider für die „Dienerschaft“.

Präsiden von 1889 – 2020:

Johann Karbach

Heinrich Steinbrunn

Thomas Weber

Franz Zippel

Johann Jost

Johann Jung

Georg Noll

Nikolaus Billinger

Franz Till

Johann Lutter

Wilhelm Müller

Ilie Ivan

Ion Rozovlean

Zusammenfassung: „Der Sanktandreser Leichenbestattungsverein“ und Heimatblatt von Prof. Heinrich Lay

Wie lange die Vereinstätigkeit noch betrieben wird, hängt von der Mitgliederzahl und von einem gewissenhaften Arbeiten des Vereinsgremiums ab. Bei einem HOG-Vorstandsbesuch im Februar 2020 in Sanktandres stellte man diesbezüglich einige Merkwürdigkeiten fest. Z. B. wird die „Certificat“- Vergabe in Frage gestellt, seit einem Jahr wurden keine Leichenbestattungsgebühren mehr eingesammelt, der schöne Leichenwagen und die Dienstkleider der Sargträger werden anscheinend nicht mehr benützt. Ist das das Ende des segensreichen Leichenbestattungsvereins („Reuniunea de inmormantare“)?