Eine Reise in die Vergangenheit

Die alte Heimat. Wer erinnert sich nicht gerne an die Zeit, wo eine enge Gemeinschaft noch allgegenwärtig war. Nach dem Exodus der Banater Schwaben aus den vertrauten Dörfern und Städten trennten sich die Wege dieser Menschen. Die einstige eigenartige Gemeinschaft ist und bleibt zerbröckelt. Das Ziel eines neuen Existenzaufbaus fassten die Schwaben entschieden ins Auge. Harte Arbeit steckte dahinter, um ein ehrenhaftes Lebensziel zu erklimmen. “Der Weg ist das Ziel”, pflegt man zu sagen. Die ehemalige Gemeinschaft litt unter diesen Umständen. Jahre sind verstrichen. Man trifft sich – wenn auch in einer anderen Konstellation – in der neuen Heimat wieder. Erinnerungen kommen auf. Manchmal wird man von emotionalen Gefühlen der Vergangenheit umschlungen. Eine Art Heimweh fesselt das Gemüt. Und… man möchte so gern die alten Gegenden, die einst vertraute Stadt wiedersehen und erleben. Noch ergreifender und schöner, wenn man einen lieben Menschen an seiner Seite hat. Eine Reise in die Vergangenheit, und das zu zweit. So betitelt Gerda Link, geborene Gerda Seif, im Jahr 1957 in Sanktandres, ihre heimatliche Suche nach Bildern der einst vertrauten Stadt Temeswar. Welcher Sanktandreser kennt Gerti nicht? Heute lebt sie mit ihrer Familie in Ettlingen bei Karlsruhe.

“Ich habe im Sommer 2024 mit meinem Mann eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht. Dabei sind Erinnerungen an die alte Heimat wach geworden. Die Gedanken und Gefühle, die mich in Vorbereitung auf die Reise beschäftigt haben, habe ich in einigen Versen festgehalten”, so Gerti.

Hallo Heimat!

Sei gegrüßt, meine alte Stadt,
die so viele Erinnerungen von mir hat!
Hab sie dir anvertraut, als ich gegangen
vor Jahren in die Welt, um neu anzufangen.
Hast du sie aufbewahrt und ruhen lassen,
still, in deinen schmalen Gassen,
unter schattigen Bäumen,
die noch die alten Wege säumen?

Bald bin ich wieder hier
und will sie suchen zusammen mit dir.
Ich will durch die alten Gassen gehn
und selbst nach den Erinnerungen sehn.
Ich will sie wiederfinden,
neu in mein Gedächtnis binden
und fest verankern für den Rest der Zeit,
die mir vom Leben noch bleibt.


Ich bin sehr gespannt,
ob du noch bist, wie wir uns gekannt.
Ob die Zeit dich verändert hat?
Bist du noch die schöne Stadt,
die mein früheres Leben begleitet hat?
Bist jetzt auch du offen und modern?
Lebt man in dir wieder gern?
Wie hast du der Zeiten Wandel überstanden?
Ist dein alter Charme noch vorhanden?

Wie schön, alte Pfade wieder zu begehn,
dir meine Zuneigung zu gestehn!
Denn ich habe dich vermisst,
liebe noch immer dein vertrautes Gesicht.

Deine neuen Bilder will ich auf- und mit mir nehmen.
Ich freue mich auf das Wiedersehen!

Gerda Link, *Seif, Sanktandres

Temeswarer Freiheitsplatz. Abendstimmung.
Heimatglocken. Domplatz mit der Domkirche “St. Georg”.

Videoaufnahmen: J. Janzer