Andreser Kerweih – und – Kerweih nach Andreser Art
Das Kirchweihfest verbindet jeder von uns, die wir es noch im Banat erlebt haben, mit unvergesslichen Erinnerungen. Es war das größte und schönste Familien- und Dorffest in den Banater Ortschaften.
Die Kirchweih ist das Hochfest, an dem der Heilige gefeiert wird, dem die Kirche geweiht ist. Bei uns in Sanktandres ist es der Heilige Andreas, dessen Namenstag am 30. November ist. Auf Anordnung Josephs des Zweiten musste das Fest vorverlegt werden. „Kathrein sperrt die Geigen ein“, gilt in der christlichen Welt, und deswegen wurde unsere Kirchweih am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert.
„Wann’s stürmt un schneit, is die Andreser Kerweih nimmi weit!“ heißt es in einem alten Kerweihspruch. Zwischen 1977 und 1985, dem letzten Jahr in dem sie stattfand, wurde sie auf Anfang September vorverlegt, wegen des später oft schon schlechten Wetters und auch, damit die Jugend, die in der Stadt zur Schule ging, besser mitfeiern konnte.
Am Kirchweihfest stand stets die Jugend im Mittelpunkt, die sich als Bekenntnis zu Tradition und Brauchtum, die Festtracht angelegte. Auch das Essen, Trinken und der Jahrmarktstrubel kamen nicht zu kurz. Haus und Tor waren während dieser Tage allen geöffnet. Verwandte und Bekannte aus Nachbarorten kamen zu Besuch und wurden gastfreundlich bewirtet. All dies trug zu dem einmaligen Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl bei, welches uns alle wesentlich geprägt hat.
- Samschtachs is die Kerwei ausgegroobt gen un mittwuchs (späder noh schun dienschtachs) is se ingegroobt gen. In de Teech derzwischn is es scheen gang. Die Fassbuwe han ihre volle Kerweihflasche ununnerbroch gedreht un immer widder geruf, ah wann se schun heeser ware un nimmi schreie han kenne: „Buwe, was ha’mer heit?“ – „Kerweih!“
- Di Buwe sin Samschtachs dorchs ganzi Dorf gezoo for die Gäscht inloode. Sundachs wore die Mädle dabei – zuerscht in die Kerch un noh is die Dorfprominenz ingelood gen, die han dann e Appl un e Rosmarein kriet.
- Mittachs is es von de Vortänzerin ans Fass gang. De Vor- un de Nohtänzer han ihre Gspruch ufgsoot un noh is Hut un Tuch verlezitiert gen. Die Gewinner sin hemgspilt gen un noh is es im „Kamin“ (Kulturhaus) weidergang – dorchgetanzt bis in de Frieh.
- Montachnohmittach is es vun de Nohtänzerin zu de Vortänzerin gang un wieder ins Kamin – des Gleichi in „blau“.
- Dienschtachs morjets wie schun hell wor – is es ans Fass gang un die Weinflasch is ingegroobt gen – mit viel Trara un Trauergsang.
- Die Vortänzerin is es letzschti mol hemgspilt gen un dort is es noh oft noch bis am Mittach weidergang.
- In de letschte Johre hat mer gmerkt, dass die Kerweihfeier zu korz wor und hat noch e “Nou-Kerweih” ingfiehrt. E Wuch späder hat mer’s widder krache geloss.
- Die Kerweihvattr (Organisatore) ware 1952 bis 1969 Michael Reiter, dann 1969 bis 1982 Michael Ribis un vun 1983 bis 1985 Josef Tilger un Hans Stemper.
„Eich alli, die wu bei unsrem Fescht dabei wart, winsche mir Gsundheit un Glick, un Musikante macht noch e Kerweihstick!“
Die Erinnerung an die Banater Kerweih wachzuhalten, sowie das Vorzeigen der Sitten und Bräuche in verschiedenen Ortschaften des Banats, hat der Kreisverband der Banater Schwaben Nürnberg sich zur Aufgabe gemacht. Im Jahre 2018 wurde beschlossen ein Kerweihfest nach Andreser Art zu organisieren. Die Abläufe eines viertägigen Festes auf eine Feier von ein paar Stunden zu übertragen, war die Aufgabe der Organisatoren. So wurde versucht, die wesentlichen Merkmale der Andreser Kerweih so authentisch wie möglich wiederzugeben.
Die Feier fand im Genossenschaftssaalbau in Nürnberg statt. Es wirkten vier Kinder- und neun Erwachsenenpaare der Tanzgruppe Nürnberg, sowie acht Andreser Trachtenpaare mit. Es war eine wunderschöne und bunte Trachtenmischung aus verschiedenen Banater Ortschaften. Die Feierlichkeiten begannen am Nachmittag um 15 Uhr mit dem Anlegen der Trachten. Da es eine Kerweih ohne Gottesdienst nicht gibt, ging es, begleitet von den Klängen der „Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg“, zu der nahegelegenen Sankt Willibald Kirche.
Das Vortänzerpaar Doris und Dacian mit dem bunten Strauß und das Nachtänzerpaar Melanie und Benno führten den Kerweihzug an. Gemeindereferent Michael Kleemann hielt einen beeindruckenden Wortgottesdienst ab. Danach wurde auf dem Kirchenplatz unter musikalischer Begleitung eine kleine Tanzrunde gedreht, bevor es bei bestem Wetter zurück in den festlich geschmückten Saal ging.
Mit dem traditionellen „Aufmarsch“ ging es weiter. Helmine Buchsbaum, stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg der Banater Schwaben, begrüßte die Ehrengäste Annette Folkendt, Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg der Siebenbürger Sachsen, und Gemeindereferent Michael Kleemann. Ihnen wurde eine traditionelle Quitte mit Rosmarin überreicht.
Für viel Aufsehen sorgte der Auftritt der Kinderpaare. Auch sie hatten ein Vortänzerpaar, Marlis und Luis. Sehr beeindruckend war der Kerweihspruch des kleinen Vortänzers auf dem Fass, den er ganz mutig auswendig aufsagte. Vom Publikum wurde er mit viel Applaus und Bewunderung belohnt.
Nachdem auch der „große“ Vortänzer seinen Spruch aufgesagt hatte, ging es zum Tanz über. Zwischendrin wurde noch der Vortänzertanz abgehalten, der, wie in Andres üblich, aus ein paar Drehungen mit dem Vortänzerpaar besteht und mit einem Glas Wein für die Spende im Teller belohnt wird.
Ein weiterer Programmpunkt war die Ziehung der Losnummer für „Hut und Tichl“, bei der Helene und Heinrich Tomi gewannen. Nach einem Extratanz für sie wurden sie von der gesamten Gesellschaft „hemgspilt“. Das war dann auch der Auszug der Trachtenpaare.
Bewundernswert ist, dass in der Tanzgruppe Nürnberg so viele junge Leute und auch Kinder mitmachen. Sie alle widmen einen Teil ihrer Freizeit um diese Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Ihnen allen gebühren großes Lob und Anerkennung.
Wir, die reifere Generation, durften so ein Kirchweihfest noch in seiner ursprünglichen Form im Banat miterleben und sind froh und stolz, diese Tradition auch der Jugend hier in Deutschland vorzuzeigen. An dieser Stelle muss näher auf die Andreser Trachtenpaare eingegangen werden. Diese Aussage stimmt nicht ganz, denn es waren auch ein paar Freunde, sozusagen Ersatz-Andreser mit dabei, welche die schöne Tracht anzogen um unsere Gemeinschaft zu verstärken. Allen Mitwirkenden ausdrücklich ein herzliches Dankeschön!
Es waren viele Freunde und Bekannte aus nah und fern da. Besonders gefreut hat es uns, dass auch Gäste kamen, die eine wirklich weite Anreise in Kauf genommen hatten. Zum Gelingen dieses Festes waren im Vorfeld viele helfende Hände notwendig. Bei der Gestaltung des Hut- und Straußschmucks halfen Elisabeth Jung und Anni Schadt tatkräftig mit. Die unzähligen Schleifen für den Strauß und die Hüte waren von Josefa Krebs gebunden. Sie hatte auch „Hut un Tichl“ besorgt. Der Rosmareinstrauß wurde von Familie Lang aus Waldkraiburg zur Verfügung gestellt. Es gab noch viele weitere Rosmareinspenden. Vielen herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, dass die Feierlichkeit zu dem geworden ist, was wir dargestellt haben – unsere Kerweih!